Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in Europa (5, Europäische Periode ; Das späte Mittelalter ; 1927)

Deutschland im XIV. und XV. Jahrhundert 
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für zu übernehmen, daß auch die jüdische Gemeinde ihrerseits an 
das Reich den Betrag von ioooo Gulden zahlen würde. Durch ge 
wandte Unterhandlungen gelang es jedoch dem Stadtrat, beim Kai 
ser zu erwirken, daß das gesamte Strafgeld der jüdischen Gemeinde 
auf erlegt wurde. Nunmehr war es die schwer geschädigte jüdische 
Gemeinde, die sich weigerte, auch noch jenen Teil der Geldbuße auf 
zubringen, den die Urheber all ihrer Leiden zu erlegen hatten. So zog 
sich die Sache noch zwei Jahre lang hin, in deren Verlauf die Ver 
hafteten nach wie vor im Gefängnis schmachten mußten, bis sie 
endlich im Jahre 148o unter der Bedingung freigegeben wurden, daß 
sie nicht auf Rache sinnen und nicht mit ihrem Hab und Gut an 
einen anderen Wohnort ziehen würden. Die Gemeinde aber sah sich 
gezwungen, den ihr ursprünglich auferlegten Teil der Geldbuße trotz 
allen Widerstrebens für die Schuld derjenigen zu entrichten, die sie 
Jahre hindurch geschmäht und gepeinigt hatten. 
So vermochten sich denn die Juden in Regensburg trotz aller ge 
gen sie geschmiedeten Ränke dennoch zu behaupten. Obwohl ihnen 
der Kaiser bald neue Privilegien verlieh (i48i), war ihre Lage nichts 
weniger als beneidenswert. Der Stadtrat setzte ihnen, soweit seine 
Macht reichte, hart zu und gab noch immer die Hoffnung nicht auf, 
sie aus der Stadt zu verbannen und sich der reichen Erbschaft, des 
jüdischen Viertels, zu bemächtigen. Die wenigen Gerechten unter den 
Ratsmitgliedern, die sich für die Juden einzusetzen pflegten, wurden 
bei der Bürgerschaft als „Judenkönige“ verächtlich gemacht. Die 
von den Mönchen verhetzte Bevölkerung brachte den Juden immer 
größere Feindseligkeit entgegen: die Bäcker weigerten sich, ihnen 
Brot zu verkaufen, die Müller, ihr Korn zu mahlen, und alle und je 
der beriefen sich hierbei auf das priesterliche Verbot. Der Stadtrat 
untersagte ihnen seinerseits, vor vier Uhr nachmittags auf dem Markte 
Lebensmittel einzukaufen, damit die Christen Zeit genug hätten, ihren 
Bedarf zu decken. Der Kampf dauerte noch einige Jahrzehnte und 
die Judenhasser konnten ihren Triumph erst am Vorabend der Re 
formation feiern: die Vertreibung der Juden aus Regensburg sollte 
erst im Jahre iöig zur Tatsache werden. 
Der Ausgang des Mittelalters ist überhaupt durch Ausweisungen 
der Juden aus einer ganzen Reihe von deutschen Städten gekennzeich 
net. In diese Zeit eben fällt die endgültige Zerstörung der jüdischen 
Gemeinden in den zwei Bischofssitzen Mainz und Magdeburg. Aus
	        
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