Deutschland im XIV. und XV. Jahrhundert
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vom Pfund wöchentlich, d. s. 65 Prozent jährlich). Dieser verhältnis
mäßig noch immer hohe Prozentsatz ist darauf zurückzuführen, daß
ein bedeutender Teil des Zinsgewinns dazu verwendet werden mußte,
die Gier der Behörden zu stillen, die überdies das Risiko des Gläubi
gers durch die Gepflogenheit, den Schuldnern „Tödtbriefe“ zu ver
leihen, in nicht geringem Maße erhöhten. Im Warenhandel wurden
den Juden auf Antrieb der christlichen Kaufleute immer neue Ein
schränkungen auf erlegt; so verbot ihnen der Herzog von Steiermark
auf die Bitte der Bürgerschaft hin, mit Brot und Wein zu handeln.
Dagegen gewährten die Herzoge ihren jüdischen Untertanen in deren
innerem Gemeindeleben gern allerlei Freiheiten, und so erfreuten sich
die jüdischen Gemeinden Österreichs um jene Zeit einer weitgehenden
Selbstverwaltung.
Die jüdische Bevölkerung der österreichischen Länder erfuhr da
mals einen bedeutenden Zuwachs durch die Zuwanderung aus dem
benachbarten Ungarn. Auch an den dortigen Juden, die sich seit dem
XIII. Jahrhundert dank der „Freiheits-Charte“ Belas IV. zu einer
hohen sozialen Stellung emporgeschwungen hatten, waren die Jahre
des „Schwarzen Todes“ nicht spurlos vorübergegangen. Im Jahre x349
wurden sie nach verschiedenen infolge der Seuche ausgebrochenen
Volksunruhen aus einigen ungarischen Provinzen vertrieben oder ver
ließen ihre Wohnorte aus eigenem Antrieb. Zwar wurden sie bald
darauf von dem glaubensschwärmerischen König LudAvig von Anjou,
der sie zum Christentum zu bekehren hoffte, nach Ungarn zurück
berufen, als er sich jedoch in seinen Hoffnungen getäuscht sah, zö
gerte er nicht, sie von neuem zu verbannen (i36o). Die Auswanderer
fanden in den nahegelegenen Ortschaften Österreichs, der Walachei
und Polens Zuflucht, kehrten aber später nach und nach in ihre Hei
mat zurück. Die jüdische Bevölkerung Ungarns konzentrierte sich
hauptsächlich in Preßburg und in dessen Umgegend. Unter den Kö
nigen Ludwig und Sigismund wurden die jüdischen Gemeinden einem
königlichen Beamten mit dem Titel eines „Judenrichters“ unterstellt,
der offiziell die Juden zu beschützen hatte, in Wirklichkeit jedoch
nur die Interessen des Fiskus wahrnahm, indem er die jüdische Be
völkerung, sei es auf gesetzlichem oder auf gesetzwidrigem Wege,
zugunsten des königlichen Schatzes ausbeutete. Solche Gepflogen
heiten lagen eben, wie es scheint, im Zuge der auf den „SchAvarzen