Volltext: Aspach einst u. jetzt

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Merkwürdig sei, so erzählt man, der uralte Turm mit dem 
Saal des heimlichen Gerichtes gewesen, aus dem ein gemauerter, 
ibrunnenförmiger Schacht in die Tiefe des Weihers führte. In 
dem Schacht waren von 30 zu 30 cm scharfschneidige, spitzige 
Messer angebracht. Der Verurteilte mußte Len Deckel des Schachtes, 
ein FaH'brett, betreten, das umschnellte, so daß er zerfleischt in den 
Abgrund des Weihers fiel. Dieses Fallbrett sei erst 1863 ver¬ 
mauert worden. 
Besonders sehenswert waren das Archiv mit wertvollen Ur¬ 
kunden und Manuskripten, die große Bibliothek und der Familien¬ 
saal mit vielen Bildern der Ahamer aus den verschiedenen Jahr¬ 
hunderten. Darunter habe sich ein Bild Attilas, des Hunnenkönigs, 
befunden, das Zeugnis geben sollte von dem hohen Alter der 
Wasserburg. Attila sei auf seinem Zuge in die wilde Au gekom¬ 
men, habe hier ein Lager auf geschlagen und, da er längere Zeit 
blieb, einen Wachtturm gebaut, von dem der spätere Schloßturm 
herrühre. 
Ein anderes Gemälde, das, wie die übrigen Porträts, seit 
dem Verkaufe des Schlosses nicht mehr vorhanden ist, stellt 
folgendes Ereignis aus der Zeit der Erbauung des Herrschafts¬ 
besitzes dar: Die Umgebung sei eine große Wildnis gewesen. Nicht 
weit vom Schlosse habe der Jäger des Schloßbesitzers, eines 
Ahamers, eine Höhle entdeckt und darinnen zwei junge Tiger. 
Der Ahamer habe nun den geeigneten Augenblick abgewartet, 
als die alte Tigerin, auf Raub ausgehend, die Höhle verließ. Er 
habe die zwei Jungen auf sein Pferd genommen und sei damit 
dem Schlosse zu gesprengt. Kaum aber war der kühne Ritter auf 
die Zugbrücke gekommen, so sei ihm die Tigerin, die den Raub 
ihrer Jungen entdeckt hatte, auch schon nachgeeilt. Er habe sie in 
dem Augenblick, da sie zum gefährlichen Sprunge ansetzte, vom 
Pferde aus getötet. 
Mit dem der Zerstörung anheimgefallenen Wildenauer 
Schlosse ist ein ungeheurer Schatz romantischen Zaubers verloren 
gegangen. Fast alles ist verschwunden. Nach einer Aufzeichnung 
vom Jahre 1817 befand sich in der Kapelle eine Statue des Pa¬ 
trons St. Georg samt dem Pferde, aus Silber getrieben. Die sehr 
wertvollen Bestände an Büchern wurden zerstreut, die Archi¬ 
valien in die Papiermühle nach Braunau abgeführt, die Ahnen-
	        
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