Volltext: Innviertler Kalender 1932 (1932)

Die Steinwandkapelle von Cbenfee. 
Eine Sage aus den Bergen. 
Bon Max Karl, St. Martin, Jnnkreis. 
Er konnte es nicht lassen! Er mochte es nicht lassen! Wenn auch 
sein Weib noch so sehr bat und flehte: „Ferdl, lass' dös Wildern sei'! 
Es bringt in no ins Unglück!" Aufgelacht hat er wie einer, der seiner 
Sache sicher war und dem nichts passieren konnte. „Aber bedenk do, 
Ferdl: jetzt im Winter aufm Sattl! Wo all's verschneit und vereist is! 
Wie leicht könnt'st abstürz'n oder bersriern! Und wann bi gar a Jager 
absangat 
„Mi a Jager fanget?" Wieder machte er seinen lauten Lacher. 
„Dös wirb ber wohl uöt guat kiuua! Denn früher hat er nt ei' Kugel!" 
Das Weit) bes Holzknechtes rang bie Hände. „Ja, bist denn wirkli 
so gottverlass'n, Ferdl'? An Jager möcht'st niederschiaß'n weg'n so aner 
Gams oder an Hirschen? Hast denn ganz daraus vergessn, was dös 
is? . . . A Mord, Ferdl, a Mord! Und dös möcht'st du mir antuan: 
dö Schand und dös Elend? . . 
Gibt's dem Ferdl einen jähen Ruck. „Was red'st denn du daher 
von au Mord? I tua dem Jager nix, wenn er mi in Ruah laßt. Aber 
wenn der Jager gegen mi geht, wenn er sei' Büchs'n anlegt gegen mi, 
dann wehr i mi! Und wer z'erst schiaßt, der hat g’toimua!" 
„Wia leicht baß du dös sagst: wer z'erst schiaßt —! Ja, hast 
denn gar koa G'wiss'n mehr, Ferdl? Mnaß dös sei? Kannst d's denn 
gar nöt lass'n, dös Wildern?" 
„Na, Bnrgl, na? Dös Jag'n, dös liegt nta halt amal im Blual, 
i kann ma nöt helfen. A Jagdbewilligung kriag i nöt, so rnnaß i mir's 
halt selber nehma. Und i halt dös für koa so groß's Unglück nöt —" 
„Aber wanns di amal hoambringa, Ferdl, auf a Bahr, z'samm- 
g'schoss'n ober bersrorn? . . . Is besser nacha, Han? . . . Ferdl, i bitt 
di: mir z'liab lass' sei'! Mir z'liab! Hast mi denn gar nimmer a 
bißl gern?" 
Schaut der Holzknecht sie an und es ist ihm doch nicht alles eins. 
Aber seine flackernden Augen verrieten, daß selbst der Appell an die 
Liebe umsonst war. Er schüttelte den Kops. „Laß guat sei', Burgl! 
A andersmal red'n ma no d'rüber!" 
Nochmals versuchte sie einen Anlauf. „So bleib' do wenigstens 
heut' dahoam! Schau, is so kalt drauß'n und i hab so a Ahnung, es 
könnt' dir was zuastoß'n —
	        
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