Volltext: Innviertler Kalender 1932 (1932)

Die Krone ist für ein, such im physischen Sinne, gewaltiges Raupt 
angefertigt worden. Ueber ein halbes jahrtaufend, von 1424 bis 1796, 
war sie 'in der alten Reichsstadt Nürnberg aufbewahrt. Und da konnte 
sie natürlich nicht der Aufmerksamkeit Albrecht Dürers entgehen, der mit 
ihr fein um 1512 entstandenes berühmtes Bild „Carolus magnus“ krönte; 
dieses Bild schon zeigt die im buchstäblichen Sinne „überragende" Größe 
der Krone. Etwas derber, aber immer noch klassisch, drückte sich Goethe 
über jene Eigenschaft der Krone aus, wenn er, der Augenzeuge der 
Kaiferkrönung zu Frankfurt am 3. April 1764, schreibt, die Krone fei 
„wie ein Dach" vom schmalen Raupte Josephs II. abgestanden. Auch der 
letzte „römische Kaiser“, Franz IT., hatte eine gewisse Scheu vor dieser 
Riefenkrone, deren Bürde ihm Napoleon so schwer gemacht hatte, bis er 
sie endlich 1806 niederlegte. Jedenfalls war der fanft geschwungene 
Zylinder der Biedermeierzeit feine Eieblingskopfbedeckung. Seitdem ist die 
alte deutsche Kaiserkrone IlMeumsgegenftand. Bier fei nur erwähnt, daß 
uch die ungarische St. Stephanskrone viel zu groß für einen nor¬ 
malen Schädelumfang geraten ist. Als der letzte ungarische König Karl 
1916 in Budapest mit ihr gekrönt wurde, war lie, obwohl ihr Reifen 
eingelegt worden waren, beim Krönungsritt beinahe vom Raupte gefallen; 
die Umgebung des Königs batte dies als schlechtes Vorzeichen gedeutet 
und damit auch recht behalten. 
6s ist wohl wenig bekannt, daß es feit über 300 Jahren zwei 
deutsche Kaiserkronen gibt; neben der vorerwähnten noch die bei den 
Krönungen durch den Papst verwendete, welche sich in der Form dem 
tnitra = £yp nähert, um dadurch die sakrale ttleibe des Beiligen Reiches 
zu unterstreichen. Diese Rrone hatte sich Rudolf II. im Jahre 1602 von 
einem Augsburger Goldschmied anfertigen lassen. Sie ist ein Meisterwerk 
der Spätrenaiffance und gilt als die schönste Krone der Ulelt. Seit der 
Proklamierung des österreichischen Kaisertums durch IKaifer Franz im 
Jahre 1804 gilt sie als österreichische Kaiserkrone. Der Vollständigkeit 
halber fei auch vermerkt, daß nach der Reichsgründung von 1871 Pläne 
bestanden, dem neuen Reich auch eine neue Raiferkrone zu geben. Auf 
die alte deutsche Raiferkrone wollte Bismarck nicht zurückgreifen; einmal 
mochte er die Empfindlichkeit der Habsburger schonen; dann wollte er 
vielleicht auch der Erinnerung an das vorwiegend katholische „Heilige 
Das TTtodett der deutschen Raiferkrone 
Die öfterr. Kaiserkrone
	        
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