Volltext: Der Inn-Isengau 2. Heft 1923 (2. Heft / 1923)

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schwärzten Nahmen. Bon besonderem Wert ist die aus 
der Erbauungszeit des Hauses stammende, vorzüglich! 
erhaltene Holzdecke, sür die dem Eigentümer schon manch 
hohe Summe geboten wurde. Ein einfaches aber kräf 
tig durchgeführtes Baudmuster ziert die gebräunten Bal 
ken, von denen einer die geheimnisvolle Inschrift trägt: 
O. R. R. R. G. I. H. U. D. B. K. G. W. 
D. M. W. R. M. S. W. G. A. D. R. D. 
Die freundliche Wirtin löst uns das Rätsel und wir 
erfahren, daß die Buchstaben also zu deuten sind: „O 
Richter, richte recht! Gott ist Herr und Du bist Knecht. 
Gleich wie Du, Mensch, wirst richten iitkfy, so wird 
Gott auch dort richten Dich". Es klingt nicht unwahr 
scheinlich, daß die Stube, wie einige aus jener In 
schrift schließen wollen, ehedem als Gerichtsstätte diente. 
Ein Kleinod christlicher Kunst ist die Kirche des 
Ortes. Sie wurde dem hl. Wolfgang, dem in Bayern 
viel verehrten Schutzpatron der Diözese Regensburg ge 
weiht. Wie die Legende erzählt, soll der Heilige, als 
er i. I. 975 Negensburg verließ, um in der Abgeschie 
denheit Gott ungestört von dem Treiben der Welt ver 
ehren zu können, hierorts die Gebeine der von den 
Hunnen erschlagenen Einsiedler gesammelt und an der 
Stelle, ivo heute die Kirche steht, in einem gemeinsa 
men Grabe beigesetzt haben. Da es an Wasser fehlte, 
erweckte er durch sein Gebet eine Quelle, die noch heute 
in der über dem Wunderbrunnen zu Beginn des 15. 
Jahrhunderts errichteten kleinen Wolfgangskapelle sicht 
bar, einst ob ihrer Heilkraft bei den Umwohnern große 
Verehrung genoß. „S. Wolfgangs häckhl oder bcil", 
heißt es in einer das Leben des Heiligen verherrlichen 
den Darstellung an der Kirchenempore, „bringt allen 
Ehristeu hie das heil! Wan man drinckht von fein brin- 
lein Wirdt nian gsund werden und srish sein". 
Die alte Wolfgangskapelle ist insoferne architek 
tonisch merkwürdig, als sie nach Entfernung des Da 
ches in das nördliche Seitenschiff der Haupt Kirche ein 
gebaut wurde. Diese selbst stammt aus dem 15. Jahr 
hundert und gilt als eine der schönsten spätgotischen Back 
steinbauten Altbayerns. Das Netzgewölbe ist von gro-
	        
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