Volltext: Der Naturarzt 1890 (1890)

48 
daher auch nicht schützen können. Sehr bezeichnend ist, dass er, wie er 
sagt, über den Ursprung der im Londoner Impfamt verwendeten animalen 
Lymphe nichts Näheres erfahren konnte, und dieses dürfte auch in anderen 
solchen Anstalten schwer nachzuweisen sein, denn es herrscht gerade über 
diesen wichtigsten Punkt, von dem die ganze Impfschutztheorie abhängt, eine 
entsetzliche Verwirrung und Ungewissheit; genug, wenn nur Pusteln erzeugt 
werden. Der 2. Band enthält Artikel von Jenner, Pearson, Woodville, Loy, 
Rogers, Birch, Bousquet, Estlin, Ceely, Badcock, Augias-Turenne, den be 
kannten Syphilisimpfer, Dubreueth und Layet. 
Leider ist das Werk sehr teuer, denn es kostet 36 Schilling. 
Da eben jetzt in London eine königliche Kommission zur neuerlichen 
Prüfung der Impffrage unter Vorsitz Lord Herschells, dessen Unparteilichkeit 
man rühmt, beisammen ist, so kommt die Schrift gerade recht 
Bezüglich der Erkrankung von 30 Kindern an „impedigo contagiosa“, 
die sich auch auf die Umgebung übertrug, in der Gegend von Horowitz 
(Böhmen) letzten Juni (Allg. med. Zeitung No. 50) wird wohl der „Impf 
gegner“ Näheres mitteilen, wie es bereits Dr. Böhm’s „Naturärztliche 
Zeitschrift“ gethan. 
Aus den Naturheilanstalten. 
Krankheitsbericht aus der Stiftung „von Zimmerüiann’sche Naturlieilanstalt“. 
Aus der Zahl derjenigen Krankheitsfälle, welche mit Ablauf des Jahres 1889 zur 
Behandlung bezw, zum Abschluss gelangten, sei es gestattet, die folgenden besonders 
hervorzuheben. 
I. 
Eine in den Dreissigern stehende Frau, Mutter von sechs Kindern, hatte eine 
Fehlgeburt vor Jahr und Tag überstanden, infolge deren sie wegen unverständiger 
Eingriffe von Seiten der Hebamme ein schweres, monatelanges Krankenlager erleiden 
musste, während dessen es unter anderem zu heftigen Entzündungen im Unterleibe und 
zur Bildung von Eiter kam, welcher an mehreren Stellen, im Bücken und vorn, zum Durch 
bruch nach aussen gelangte. Aufs Aeusserste abgemagert und geschwächt, von viel 
fachen Schmerzen heimgesucht und unfähig, sich selbständig zu bewegen, wurde die 
Kranke von ihren Angehörigen in die Anstalt gebracht. Bei der Untersuchung stellte 
sich heraus, dass die Gebärmutter noch immer schmerzhaft, hart und vergrößert war. 
Sie lag mehr als faustgross als eine höckerige, leicht durch die dünnen und erschlafften 
Bauchdecken durchzufühlende, verschiebliche Geschwulst mehr nach links geneigt, in 
folge ihrer Schwere nach hinten gesunken und so auf den Mastdarm drückend. Das 
rechte Bein war im Kniegelenk gekrümmt, welches durch starke gallertige Ausschwitzungen 
um etwa vier Centimeter verdickt und dessen Beweglichkeit so gut wie ganz aufgehoben 
war; um den Knöchel und bis zum Knie herauf zeigten sich, namentlich über dem Schien 
bein, Wasser-Ansammlungen im Unterhautzellgewebe; der Harn, schwach ei weiss haltig, 
mit zeitweiligem Bodensatz, herrührend von einem Ueberschuss an harnsauren Salzen, 
wurde in spärlicher Menge abgesondert; ausserdem bestanden neben abendlichem Fieber 
leichte Verdauungsstörungen. Durch nächtliche Kreuz- und Beinpackungen, vorsichtige 
Knetungen der Gebärmutter, der Beine und des Unterleibes, sowie durch systematische 
Streckungen des rechten Kniegelenks, durch s / 4 Bettdampfbäder, sowie endlich durch 
laue Halbbäder mit Begiessungen und Douchen gelang es bei sorgfältigster Diät, 
nicht nur das Allgemeinbefinden mit dem Körpergewicht (ca. sechs Kilo) zu heben, sondern 
auch 1. die Rückbildung in der Gebärmutter in Gang zu bringen, welche sich unter Er 
weichung immer mehr verkleinerte, 2. die Beweglichkeit im rechten Kniegelenk wieder- # 
herzustellen und 3. die lähmungsartige Schwäche beider Beine zu beseitigen. Die Kranke 
lernte zunächst stehen und dann allmählich auch wieder gehen; die seit Beginn der Er 
krankung ausgebliebene Menstruation stellte sich wieder ein, die Schmerzen verloren 
sich und das Allgemeinbefinden war zuletzt ein andauernd gutes. Die Kranke, welche 
in die Anstalt hineingetragen worden war, konnte dieselbe, freilich erst nach drei Monate 
langer Kurdauer und, wenn auch noch auf einen Stock gestützt, so doch auf eigenen Füssen 
verlassen. 
II. 
Der zweite Fall betrifft ein siebzehnjähriges Mädchen, welches vor länger als zwei
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.