Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

4 
billigen und wunderwirkenden Heilmittel so vertraut als möglich mache und 
es immer mehr anwende zum Wöhle der leidenden Menschheit. Und wenn er 
oann die damit erzielten Erfolge vergleichen wird mit denen der receplschreibenden 
Heilkunde, wird sich auch ihm unwillkürlich der Ausruf entringen : ,,Das 
Beste ist das Wasser!" (Fortsetzung folgt.) 
Lieber Atmiatrie (Atmungs- und 
Luftheilkunde). 
Von Dr. med. A. Kühner (Frankfurt a. M.) 
Von großer Wichtigkeit für die Erhaltung und Kräftigung der Gesund 
heil, Verhütung von gewissen Krankheiten, sowie als Heilmittel ist das Ein 
atmen reiner, staubfreier Luft. Weniger bekannt und noch minder beachtet ist 
eine gesundheitsgemäße, regelrechte Atmung dieser Luft, damit in 
einer Zeiteinheit der richtige Sauerstoffgehalt in die Lungen einströmen und die 
gehörige Menge verbrauchter, mit Kohlensäure gesättigter Luft ausgeatmet 
werden kann. Wir bezeichnen diese methodische Pflege der Atmungsorgäne als 
Atmtatrie. Gleichwie die, Psychiatrie t Seelenheilkunde) nicht allein die 
Heilung von Geistesstörungen, sondern auch deren Verhütung berücksichtigt,, 
so wird auch hier Manches besprochen werden, was zum Schutz vor Er 
krankungen dient. 
Die Ausgiebigkeit der Atembrwegungen, die Atmungskräftigkeit, 
zeigt verschiedene Abstufungen. Ruhiges Atmen, wie es im Sitzen und 
beim Liegen stattfindet, bedeutet mangelhaftes Atmen, besonders in den 
Lungenspitzen. Diese unvollkommne Ausdehnung der Lungen beruht auf der 
Belastung und Einengung des oberen Teiles des Brustkorbs durch den 
Schultergürtel: vorne das Schlüsselbein, hinten das Schulterblatt, seitlich 
der Arm. Namentlich der letztere bildet ein die Ausdehnung der oberen 
Lungcnpartieen wesentlich erschwerendes Hindernis. Beim Liegen wird zudem 
der Brustkorb zusammengepreßt und in der allseitigen Erweiterung gehemmt. 
Das anhaltende oberflächliche, unthätige Verhalten der oberen Lungen- 
partieen 'bei der Atmung bedingt große Gefahren und Nachteile. Jedes 
Organ verlangt zur gedeihlichen Entwickelung die Zufuhr von geeignetem Nähr- 
material, Luft und Blut die Lunge. Unvollkommnes Almen aber beschränkt, 
oder verhindert den freien Zutritt von Luft und Blut zu den Lungen. Da 
durch leidet deren Ernährung, Leistungsfähigkeit, Widerstandskraft gegen krank 
machende Einflüsse. Bedenkt man nun, daß bei gewissen mit sitzender Lebens 
weise verbundenen Berufsklassen die Lungenspitzen sich meist in völliger 
Unthätigkeit befinden, erwägt man ferner, daß dre in der eingeatmeten unreinem 
Luft fein verteilten Körperchen, Staub, Kohlenbestandteile, sich voraussichtlich 
gerade an diesen Stellen reichlichermaßen ablagern und daselbst einen Reizungs 
zustand unterhalten werden, so wird es auch für den Laien begreiflich, daß. 
hier nur zu häufig Anlaß gegebeir wird zu einer mechanischen Ent 
stehungsweise einer der gefürchtetsten Krankheiten des Menschengeschlechts, 
der Lungentuberkulose. Unter der geringen Sauerstoffzufuhr bei sitzender 
Lebensweise wird ferner, da die Erneuerung des Blutes eine mangel 
hafteist, leicht Anlaß gegeben zur Enlstehungvon Blutarmut, Bleichsucht,. 
Nervosität und ähnlichen Leiden. Unvollkommnes Annen äußert sich auch 
am Herzen und weiterhin in mangelhafter Blutbewegung und BlutverteiluiiK 
in den verschiedensten Organen, namentlich des Unterleibs. Den Lungen 
mit ihren Anhangsgebilden kommt die Aufgabe des Alniens zu; das Herz ist: