Volltext: Der Naturarzt 1885 (1885)

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Ab. H. II., Neuhaldensleben. Nicht blos; der alte Wasserfreund (dessen Satz: 
„Fort mit allen Pathen" Sie auch beistimmen), sondern jeder Abonnent des „N.-A." darf 
ungescheut seine Wünsche resp. Ansichten aussprechen und wird Beachtung finden. 
Ab. in Lindenthal. Sie haben die Erfahrung gemacht in der eigenen Familie: das; 
der Keuch h u st e n an st e ck u ngsfähig ist, woran Sie früher nicht glaubten. Antw.: 
Allerdings in d e m Sinne, daß d i e Ursache, die bei einem Kinde den Keuchhusten hervor 
gerufen, auch bei einem andern die gleiche Wirkung haben wird, wenn dasselbe nicht zu 
fällig eine Herkulesnatur resp. Widerstandskraft hat! Dem füge passend bei, daß jetzt erst in 
öffentlichen Blättern darauf aufmerksam gemacht wird , Obst mit schwarzen P u n k t e n 
oder ab wisch baren Flecken nicht zu kaufen, oder dasselbe vorher zu schälen, oder die 
Schale gut abzuwischen, weil die neuere wissenschaftliche Untersuchung festgestellt, daß 
dieselben eine Art Pilze seien, die in der Luftröhre sich vermehren und dann Ken ch - 
husten veranlassen. Ich selbst beobachte schon seit Jahrzehnt die Vorsicht, alles Obst, das 
ich auf öffentlichen Märkten kaufe, vorher immer zu Hause abzuwaschen ?c. und nicht mehr 
wie früher gleich aus der Tasche zu verzehren; übrigens wären bei dieser Keuchhustenbrut ein 
paar Löffel voll verdünntes Chlorwasser ganz am Platze zur Vernichtung. 
Ab. in Halle. Ihre Expektoration über Wasser- und Naturheilkunde, sich beziehend auf 
die Erklärung des Pastors W. in Nr. 8 erkenne iey vollständig an, nämlich daß das Wasser 
bei unserern arzneilosen Heilverfahren nicht die einzige Geige spielt, sondern die übrigen Faktorei: 
— Luft, Licht, Wärme, Kühlung, Ruhe und Bewegung, passende Nahrung, ebenso wichtig 
sind, vor allem reine Luft, ohne die kein Mensch 5 Min. lang leben kann; das ist alles ganz 
richtig, nichts destoweniger war bei unserem Prießnitz Wasser der Gegensatz von der üblichen 
Arznei und daher stammt die Benennung — Wasserheilmethode! 
An Verschiedene. Sie machen mich alle auf Nr. 216 der „W i e n e r Press e" auf 
merksam, in deren Feuilleton Dr. V. Niemeyer einen Artikel, bet. „Hygieinische Sektirerei und 
Krakehlerei" veröffentlichte, welcher seinem ganzer: Inhalte nach die reinste Salbaderei sei und 
viel Unwahres enthalte, daher eine geziemende Berichtigung verdiene! Antw.: Ich lese die 
„Presse" nicht, lasse mir auch die Nummer nicht kommen, da ich mir den Inhalt des Artikels 
schon aus des Vers. Sprechstunden denken kann, in welchen er alles ablagert, was er hier 
oder da geifernd ausgespritzt hat. Nun hat aber ein Abonnent am fernen Donaustrand den 
gescheidten Einfall gehabt, mir dieses corpus delicti gleich einzusenden, damit ich darauf eine 
gepfefferte Berichtigung in die „Presse" schicke, welche solche aber nur in den Papierkorb 
werfen würde; übrigens steht das Hauptsächliche bereits in des Vers. Sammelsurium. 
Es kann nicht geleugnet werden, Dr. N. führt eine pikante Feder, der es aber gar nicht 
darauf ankommt, nur um pikant zu sein, Wahres und F a l s ch e s durcheinander zu 
mischen. Doch lassen wir diese Niemeyersche Leuchtkugel einmal die Revue passiven. 
In den: Artikel reibt sich N. zunächst an seinem Kollegen, dem Wollprofessor und Schneider- 
tönig Dr. Jäger, dem der liebe Gott selbst den 8. Schöpfungstag überließ, um sein Eben 
bild durch Stecken in Wolle erst zum wahren Menschen zu machen, der aber auch, 
hätte er ihren Gebrauch gewollt, die Seife gleich aus dem Erdboden heraus hätte wachsen 
lassen! Alsdann kommen die Vegetarier an die Reihe, deren süddeutscher Häuptling, 
ein Münchner Maler, kürzlich wegen gleichzeitigem in der Kleidung begangenen „öffentlichen 
Unfugs" in Polizeistrafe genommen worden sei und ein anderer in Tyrol befindlicher, mit der 
Feder thätiger Apostel den neuesten Nr Vegetarier darstelle, der gar das Bäckerbrod ver 
werfe und das reine Korn- und Fruchtessertum als „soziale Erlösung für alle" und als erste 
Bedingung des „wirklichen praktischen Christentums" predige; dieser Herr v. F l o t o w bestehe 
auf Originalmalmarbeit und bestelle aber doch beim Kellner eine Mehlspeise, weil er mit seinen 
schlechten Zähnen doch nicht recht malmen könne! Weiter: Nicht etwa aus diätetischen oder 
überhaupt naturgeschichtlichen Gründen sollen wir nicht einmal Eier oder Milch genießen, 
sondern aus dem höheren Gesichtspunkte, daß wir mit den: Ei keimendes Leben zerstören und 
mit der Milch den: Kalbe die ihm von naturwegen bestimmte Nahrung entziehen; ebenso kommt 
alles Grünfutter (Hülsenfrüchte, Gemüse u. bergt.) dem lieben Vieh, die Kartoffel den: rüssel 
begabten Schweine zu; wo aber, wenn man fragen darf, bleiben da die Vögel, denen wir 
doch in den Körnern und Obstfrüchten die liebste Speise rauben? Bravo N., bleibt uns also 
bloß noch das Mannah vom Himmel herab, welcher gegenwärtig aber damit streikt. Ergo. 
(Schluß folgt.) 
^brden die Jahrgänge 1862 („Wasserfreund") und 1871 vom „Naturarzt", 
unter vorheriger Angabe des Preises an die Expedition. 
Mit Extra-Beilage r Prospekt von Dr. L a h m a n n s Pflanzen-Nährsalz-Extrakt. 
Verantwortlicher Redakteur, Herausgeber und Verleger: G u st a v W o l b o l d in 
Oberlößnitz bei Dresden. — Druck von Julius Reichel in Dresden. 
Ausgegeben am 15. September 1885.
	        
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