Volltext: Der Naturarzt 1884 (1884)

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zelner Luftröhrenäste handelt, in denen der übermäßig produzirte Bronchial« 
Schleim stagnirt und als totes und dabei feuchtes, warmes und eiweißhal 
tiges Material einen ausgesucht günstigen Nährboden für das Da«t. 
tormo bildet. Deßhalb vegetirt dasselbe in diesem Schleime aufs üppigste, 
führt ihn in Fäulnis über (daher dessen fürchterlicher Geruch) und findet sich 
natürlich im Auswurfe in so großen Massen. 
Übrigens habe ich mit den angeführten Diagnosen keinem Menschen „im- 
poniren", sondern nur auf die eminente Wichtigkeit der Kochschen Entdeckung 
des Schwindsuchts-Erregers und besonders darauf hinweisen wollen, daß 
durch dieselbe die Möglichkeit gegeben ist, die Tuberkulose im Anfangs- 
stadium zu erkennen und rechtzeitig in geeigneter Weisezu be 
handeln. Der alte Skeptiker aber fragt: „Wozu? — um den Leuten vor 
herzusagen, daß sie sterben müssen?" Da möchte ich doch gegenfragen: wozu 
diese Verdrehung — nennt man das eine ehrliche Kritik? 
Genau in demselben Genre, wie die hier von mir angeführten Proben 
aus seinem Elaborate, bewegen sich alle seine Raisonnements, ohne eine 
einzige Ausnahme! 
So lange übrigens seine Angriffe und Einwürfe nur gegen mich und die 
von mir verteidigten Thesen gerichtet sind, kann man sich wohl über das 
schnurrige Zeug, das er vorbringt, und über seine eigentümliche Logik amüsiren. 
Anders aber wird die Sache, wenn er in seiner Nachschrift gegen die Auf 
findung des Cholera-Bazillus und gegen dessen Entdecker, Geheimrat Dr. 
Koch selbst, zu selbe zieht — gegen jenen genialen Arzt, den Stolz der 
deutschen Wissenschaft, der seit einem Dezennium mit beispielloser Unermüdlich 
keit und Ausdauer, mit wunderbarem Talent und Geschick nach den Ursachen 
der Infektionskrankheiten forscht, dem die Bakterientheorie zum allergrößten 
Teile die wissenschaftliche Grundlage verdankt, auf welcher sie gegenwärtig 
ruht, der, Gesundheit und Leben aufs Spiel setzend, in Egypten, 
Ostindien und Südfrankreich mit rastlosem Eifer seinen Studien über die Ent 
stehung der Cholera oblag und der für die Resultate seiner riesigen Mühe 
und Arbeit von der deutschen Reichsregierung mit einer Dotation von 100 000 
Mark, nachdem dieselbe im Reichstag in dreimaliger Lesung einstimmig 
bewilligt worden war, belohnt wurde! 
Gegen einen solchen Mann kämpft der alte Skeptiker, der, in alten und 
veralteten Anschauungen befangen, auch nicht die Spur eines Verständnisses 
für die neue Lehre besitzt und niemals selbst mikroskopische Untersuchungen, 
Reinkulturen und Tierexperimente angestellt hat; er kämpft nicht ein 
mal mit offenem Visir — — nein anonym?!! — Und mit was für 
Waffen! 
Die mit echt deutscher Gründlichkeit, deutschem Fleiße und deutschem Wissen 
gemachte Entdeckung der Cholera-Bazillen gestaltet sich unter seinen Händen 
zu einem Zerrbild, bei dessen Anblick man wirklich nicht weiß, ob man darüber 
lachen oder sich ärgern soll. 
Mit welcher Unverfrorenheit wird z. B. von ihm behauptet, die alleinige 
Residenz des Cholera-Bazilles sei der Darmkanal, während Koch diesen Spalt 
pilz bei einer Lokalepidemie doch auch in einem Teiche nachweisen 
konnte, an welchem die von der Seuche befallenen Eingeborenen wohnten 
und aus dem sie ihr Wasser zur Bereitung der Speisen und 
zum Trinken entnahmen! 
Freilich eine solche Thatsache paßt schlecht zu den Beweisführungen des 
alten Skeptikers und wird deshalb einfach von ihm ignorirt. Für den unbe-
	        
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