Volltext: Der Naturarzt 1880 (1880)

Jur Kindespßege. 
Nachtrag zu den medizinischen Merkversen. 
Wom Kerausgeöer. 
(Fortsetzung.) 
2. Licht; daß auch dieses Element, von der Sonne kommend, eine große 
Rolle in der Kinderpflege spielt, davon scheinen viele Leute gar keine Ahnung 
zu haben, die aber recht wohl ihre Stubenpflanzen an's sonnige Fenster oder 
sogar vor dasselbe stellen und doch ist der junge Weltbürger auch eine Pflanze, 
die besser im Sonnen- als im Mondeslicht gedeiht, darum sollten zu Kinder 
stuben nur Zimmer gewählt werden, die am längsten von der Sonne beschienen 
sind und nicht, wie so häufig vorkommt, gegen Norden liegende, in welche 
namentlich im Winter nicht eine Stunde lang die liebe Sonne scheint. Wie 
sicht es nun in dieser Beziehung erst in den Kellerwohnungen der sog. Mieths- 
kascrnen großer Städte und in den Hoflogis ebener Erde aus? Und hier sollen 
kleine Kinder gedeihen, denen Luft und Sonnenlicht bester Qualität erstes 
Lebensbedürfniß ist? 
3. Kleidung und Reinlichkeit. Hier sieht man wieder große Fehler machen, 
was die Umhüllung kleiner Kinder anbelangt, indem man noch an vielen Orten 
dieselben so straff eingewickelt findet, daß sie, wie man sagt, Arme und Beine 
nicht rühren können, wozu sie aber durch ihren Jnstinct getrieben werden, in 
dem nur viele Uebung ihre Glieder kräftig macht und bald zum Gehen befähigt; 
cs ist klar, daß sic in diesem Bestreben nur durch die einfachste Bekleidung 
mittelst weitem Hemdchcn und langem Rocke oder Sack aus Wollstoff am ehesten 
befähigt werden; ebenso muß ihre noch sehr häufig vorkommende Bedeckung 
mit schweren Federbetten getadelt werden, wobei nämlich gar keine Rücksicht 
auf die äußere Temperatur genommen wird, selbige vielmehr Jahr aus Jahr 
ein von gleich schwerem Kaliber zu sein pflegen; auch die meist viel zu dicke 
und schwere Kopfbedeckung darf nicht ungetadelt bleiben^ welche erstens ganz 
unnöthig ist, weil das Gehirn ohnehin eine sehr bedeutende BlütmelMckiekömmt, 
also nicht so leicht erfrieren kann, wie die blutarmen Füße, und zweitens 
schädlich, weil dadurch so leicht Entzündungszustände dieses wichtigen Organs 
provocirt werden. 
Da kleine Kinder bei ihrem raschen Stoffwechsel täglich mehrmals Blase 
und Mastdarm entleeren und diese sog. Bedürfnisse ohne vorheriges Glocken 
zeichen verrichten, auch keine Closets in ihren Betten haben, so findet in dieser 
Beziehung eine mehrmalige Verunreinigung ihres Körpers wie dessen Bekleidung 
täglich statt, welche sie öfters durch Schreien in Folge des unangenehmen Ein 
drucks des Feuchtliegens zu erkennen geben und welchem Signal durch Wechsel 
der Wäsche und Abwaschen des beschmutzten Körpertheils alsbald Folge geleistet 
werden sollte; nächstdem ist aber auch ihre Hautausdünstung eine viel regere 
als bei Erwachsenen, daher erfordert sie auch eine besondere Berücksichtigung 
durch tägliche Pflege mittelst Bad oder Waschung, wodurch ihr Hautorgan 
immer mehr gekräftigt und widerstandsfähig gemacht wird, welche kleine tägliche 
Mühe und Arbeit ohne große Kosten später reichlich belohnt wird, indem solche 
Kinder weniger leicht und nicht so schwer erkranken und in Erkrankungsfällen 
bei Wasserbehandlung viel rascher wiedergefunden! — ad vocem Reinlich 
keit gehört aber auch beiden kleinen, hilflosen Kindern, namentlich der ärmeren 
Klasse in schmutzigen Wohnungen, wo auch noch Hausthiere häufig verkehren, 
der Schutz vor sechs- und mehrfüßigen kriechenden, hüpfenden, bohrenden und
	        
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