Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

kurze Fahrtdauer von zehn bis zwölf Stunden erlaubte ein engeres Zusammendrängen der 
zu transportierenden Truppen, wobei es nicht auf genaues Einhalten der taktischen Verbände 
ankam, das bei den durchwegs geringen und sehr verschiedenen Ständen — die Rainer hatten 
in der Division den weitaus höchsten Stand — eine Raumverschwendung bedeutet hätte. Als 
Richtlinie war angegeben, daß höchstens für je 100 Mann eine Fahrküche und ein Kompagnie¬ 
munitionswagen mitgenommen werden durfte, alle übrigen Fuhrwerke hatten unter Führung 
des Rtm. Hausknost um 7 Ahr früh des 29. von Krakau abzugehen, um im Fußmarsch den 
Versammlungsraum zu erreichen. 
Die Durchführung des Flankenstoßes wurde dem FML. Roth übertragen, dem hiefür 
besonders erprobte Truppen, die 3. und 8. Infanterie- und die 13. Landwehrdivision unter¬ 
standen. Außerdem folgte die eben gegen Krakau anrollende neuaufgestellte deutsche 47. Reserve¬ 
division, die mit ihren vollen Ständen an Infanterie beinahe so stark war wie die anderen 
drei Divisionen zusammengenommen. Wegen der Ähnlichkeit der Montursfarbe fürchtete man 
Verwechslungen mit den Russen, insbesondere bei den nicht mit Helmen bekleideten Stäben, 
Fliegern und Automobilisten, weshalb Aufmerksamkeit, besonders auf großen Distanzen, ein¬ 
geschärft wurde. 
Am 11 Ahr rückte das Regiment zum Vorbahnhof ab, von wo Stab, I., II. und halbes 29.11. 
III. Bataillon um 4Ahr nachmittags, das andere halbe III. und das IV. samt allen Maschinen- 
gewehrabteilungen um 7 Ahr abends in den kalken Nebeltag hinausfuhren. 
Am 4 Ahr früh des 30. traf der erste Transport nach recht kalter Fahrt in Chabowka 39.11. 
ein. Sofort wurden Quartiermacher nach Rabka vorausgefendet. Drei Stunden später kam 
der zweite Transport. Als die Quartiermacher zurückgekehrt waren, wurde abmarschiert und 
um 10 Ahr vormittags recht gedrängte Anterkunft bezogen. Es war ein sonniger Tag. Als 
die Rainer die verschneite Berglandschaft sahen, die sie an die langentbehrte, liebe Heimat 
erinnerte, bemächtigte sich ihrer eine freudige Stimmung. Solche landschaftliche Schönheit 
hatte man Galizien nach den bisherigen Erfahrungen gar nicht zugetraut. 
Die kalte Nachtfahrt hatte wieder Erfrierungen zur Folge. Auch Oblt. Pfofer mußte 
abgeschoben werden, weil er beide Füße erfroren hatte. Mit allgemeiner Freude wurde die 
Kunde begrüßt, daß auf dem Bahnhof von Iordanow Kälteschutzmittel zur Fassung bereit 
lagen. Auch Verpflegung war in reichlicher Menge dort aufgehäuft. 
Nachmittags grollte Kanonendonner im Norden, was auf Vorgehen der Russen gegen 
die Gruppe FZM. Ljubicic schließen ließ. Wenn sie standhielt, eröffnete dies dem bald erfolgen¬ 
den Flankenstoß die besten Aussichten. Durch Absperrung des Versammlungsraumes für den 
Zivilverkehr nach außen sorgte man dafür, daß die Russen von der ihnen drohenden Gefahr 
nicht zu früh unterrichtet wurden. Im Osten dröhnten hie und da vereinzelte Kanonenschüsse. 
Man vernahm, daß in der Gegend von Limanowa russische Kavallerie stünde. 
Die um 1 Ahr nachts des 1. Dezember eingelangte Divisionsabfertigung ordnete den Vor- 1.12. 
marsch in einer Kolonne nach Mszana Dolna an. Die 2er-Kaiserjäger als Vorhut, das Regiment 
hinter den 14ern in der Haupttruppe, Artillerie zwischen die Regimenter eingeschoben. Am 
7 Ahr früh ging es in einen neuen Sonnentag hinein, doch die bergauf, bergab hinziehende 
Straße war völlig vereist, der Fußgänger kam schwer weiter, die Pferde, die noch keinen 
Winterhufbefchlag hatten, stürzten alle Augenblicke. Erst zu Mittag erreichte das Regiment 
die ihm zur Nächtigung zugewiesenen weitverstreuten Gehöftegruppen an der von Lubien 
nach Mszana Dolna führenden Strahe. Die Anterkünfte waren recht minder, doch kam alles 
unter Dach. 
Im Osten vor der 3. Division lagen die wasserscheidenden Höhen zwischen Raba und 
der oberen Lososina, die von der Gruppe FML. Ragy besetzt waren. An deren Nordflügel 
schloß sich die 13. Landwehrdivision bei Kasina Wielka an, die sich zum Vorstoß in nördlicher 
Richtung, als linker Flügel des künftigen Flankenstoßes, rüstete. Die 3. Division mußte 
zunächst den Raum um Dobra gewinnen, um von dort zwischen Stradomka und Tarnawa 
gegen Norden abzuschwenken. Rechts der Tarnawa sollte sich dann die am 1. Dezember in 
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