Volltext: Conrad von Hötzendorf

„KAISERSCHÜTZEN“ CONRADS ANREGUNG 
den Grenzdienst und einer Festungsinfanterie; die Finanzwache 
müßte militarisiert, die Gendarmerie verstärkt und organisch in 
den Grenzdienst eingefügt werden. 
Der Effekt dieser Studien war, daß der Befestigung der Ti¬ 
roler Westfront ein erhöhtes Augenmerk zugewendet und Con¬ 
rad einer Sitzung im Kriegsministerium zugezogen wurde, in der 
die Frage des Grenzschutzes Gegenstand der Verhandlungen* war. 
Auf Grund dieser Besprechungen kam es in der Folge zu der 
Aufstellung der „Kaiserschütze n“, die sich als eine Elite¬ 
truppe der österreichisch-ungarischen Wehrmacht im Weltkrieg 
auf allen Schlachtfeldern unvergänglichen Ruhm erworben haben. 
Sie waren für den Dienst im Hochgebirge besonders ausgerüstet 
und ausgebildet und waren in den von ihnen zu schützenden 
Grenzabschnitten vom Stilfserjoch bis zur Kärntner Grenze dis¬ 
loziert. 
Diese Schöpfung Conrads bewährte sich in kürzester Zeit und 
wurde auch auf die Kärntner Grenze ausgedehnt. Sein Antrag, 
die Stände der in Tirol garnisonierenden Truppen zu erhöhen, 
scheiterte an dem begrenzten Rekrutenkontingent und am Ko¬ 
stenpunkt. Der beantragte Ausbau der Befestigung Südtirols 
fand bei den maßgebenden Faktoren nicht das volle Verständ¬ 
nis. Erst als Chef des Generalstabes war Conrad in der Lage, 
seine Vorschläge wenigstens teilweise zu realisieren. Seiner Vor¬ 
aussicht ist es zu danken, daß die italienischen Versuche im 
Weltkriege, nach Tirol einzubrechen, restlos scheiterten. Die 
Grenzbefestigungen haben sich nach Anlage und Bau wie durch 
den Geist ihrer Verteidiger als ein unüberwindliches Bollwerk er¬ 
wiesen. 
Conrads Ansehen wuchs weit über seine Stellung als Divi¬ 
sionär hinaus. Seine Führereigenschaften hatten die Aufmerk¬ 
samkeit der Armee, aber auch des Auslandes erregt. Er stand 
im Zenith seines Lebens, im Vollbesitz der geistigen und physi¬ 
schen Kräfte, verehrt und geschätzt von allen, die er in den 
Kriegswissenschaften herangebildet hatte, geliebt von seinen 
mustergültig geschulten Truppen, anerkannt als militärischer 
Fachmann und getragen von dem Vertrauen aller Vorgesetzten 
bis zu seinem Allerhöchsten Kriegsherrn. 
Der Kaiser hatte ihn für sein „langjähriges und ersprießliches 
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