Volltext: Die finanzielle Kraftentfaltung der österreichisch-ungarischen Monarchie [11]

Die Tragweite dieser Tatsachen bezeichnen einerseits 
jene geradezu phantastischen Summen, die zum Zwecke der 
Kriegführung der Monarchie benötigt werden, andererseits 
aber die Maßnahmen, wie diese Summen ausgebracht wurden. 
Rund eineinhalb Milliarden Kronen beträgt der 
kriegerische Bedarf, den die Finanzminister beider Staaten 
von Monat zu Monat decken müssen. Aus mehr als eine 
Milliarde beläuft sich der Betrag, welcher jährlich für die 
Zinsen der bisher verausgabten Kriegskosten auszubringen 
sein wird. Die Milliarde wird in diesem Kriege zur Nechnungs- 
einheit der ungeheuren Erfordernisse und ernste Finanz¬ 
operationen sind in der Zukunft ohne diese zehnstellige Zahl 
kaum denkbar. 
Kassenvorräte, Ersparnisse des Friedensetats, Natural¬ 
leistungen, Steuererhöhungen, die Inanspruchnahme der Noten¬ 
bank vermögen insgesamt nur einen verhältnismäßig geringen 
Teil der enormen Kosten des Krieges zu decken. Die ausgiebigste 
Quelle der Kriegskostendeckung war bei uns ebenso, wie 
anderswo, die Emission der Kriegsanleihen. 
Was ist der Zweck der Kriegsanleihen? Anmittelbar 
gewiß der, die materiellen Mittel der Kriegführung zu be¬ 
schaffen. Die Bedeutung der materiellen Mittel im Kriege zu 
erörtern, ist überflüssig. Wenn wir den ganzen Apparat, in 
den sich die in den Krieg einbezogenen Faktoren so pünktlich 
einschalten, als eine große Maschine betrachten, so ist das Geld 
der Motor, der dieses Werk heizt, treibt, ölt, damit von der 
Maschine jene großen Energien hervorgebracht werden, die 
den endgültigen Sieg sichern. Das Beschaffen des notwendigen 
Geldes gehört somit zu den wichtigsten kriegerischen Opera¬ 
tionen. Kriegsanleihen wären jedoch zu diesem Zwecke nicht 
unbedingt notwendig. Der Staat könnte das Geld einfach 
im Wege der Notenpresse herstellen, dessen Wert festsetzen 
und einen Zwangskurs bestimmen. Auch stünde es in seiner 
Macht, die Kosten des Krieges auf die Einwohner im Ver¬ 
hältnisse zu ihrem Vermögen auszuwerfen. Endlich könnte 
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