754 Klassische Kunstarchäologie. II. Geschichte der alten Kunst. rohen Votivreliefs wie früher (S. 562) und stiftet mit freiwilligen Bei trägen punische Heiligtümer. 1 ) Die Erinnerung an die einstige Macht gibt den eigentlichen Afrikanern immer noch einen hauptstädtischen An strich. Karthago ringt Lugdunum die zweite Stelle im Reiche ab und hat hervorragende Gebäude, z. B. ein Odeon, Septizonium und eine Chal- kostegis. 2 ) Aber selbst die Grenzstädte, die eigentlich militärische Lager waren, übertreffen gleichartige Anlagen in anderen Provinzen bei weitem an Eleganz und Komfort. In der Litteratur beobachtet man ein lebhaftes Gefühl für die Kunst. 3 ) Eine einheimische Plastik war auf die einheimi schen Brüche des gelben und roten „Marmors“ angewiesen und wahr scheinlich wurden manche Statuen fertig nach Rom gebracht (S. 714). Der Erzguss scheint etwas in Abnahme. 4 ) Götterbilder fertigte man aus Holz 5 ) wie aus Silber, 6 ) in ganzer wie in halber Figur, 7 ) aber sie gingen aus „Kunstanstalten“ hervor. 8 ) Die schönen Mosaiken, an denen Afrika reich ist, kamen wohl aus Italien; 9 ) die Gebäude selbst, von welcher Art sie auch sein mögen, weisen die allgemein römischen Typen auf, doch ist auch hier die in Syrien am meisten blühende neue Art der Dekoration z. B. am Janus Quadrifrons zu Theveste und dem Praetorium von Lam- baesa zu bemerken. 10 ) Hie und da jedoch trifft man auf selbständige Ver suche, z. B. ein modern anmutendes Relief mit Darstellung von Luft, Erde und Wasser. 11 ) In dem Königreich Mauretanien wird der Helle nismus von Juba II. (25 v. Chr. — 23 n. Chr.) künstlich betrieben; er hat griechische Inschriften in Jol-Caesarea (Scherschel) 12 ) und einzelne inte ressante Porträtbilder hinterlassen. 13 ) Neben Afrika spielt Spanien eine sehr bescheidene Rolle, weil sein Naturreichtum nicht dem Lande, sondern der Hauptstadt zu gute kam und Spanien von den Welthandelsstrassen etwas abseits lag. Der Norden und der Westen behielten ihren Götterglauben 14 ) und demzufolge ihre alte religiöse Kunst, während die andere Landeshälfte nach Rom gravitierte. Hier fanden die römischen Mosaikfabriken ein Absatzgebiet; das an sich unschöne Mosaik von Barcelona, welches die Zirkusspiele darstellt, 15 ) ist wenigstens antiquarisch bekannt. 363. Gallien grenzt sich in der Kunstgeschichte schärfer ab. 16 ) Nach J ) Grosse punische Inschrift: Berger, Academie des inscr. 1893 janvier; lateinische Inschrift aus Numlulis J. 170: Ra. III 20, 215. 2 ) Für die Archäologie Karthagos ist die Appendix Probi zu benützen, deren indi viduelle Teile trotz W. Förster (Wiener Studien 1892, 2 ff.) afrikanisch sind. 8 ) Z. B. Apul. apol. 14. 33 f. 4 ) Vgl. Apul. apol. 14. 5 ) Tertull. idol. (Mars); Apul. apol. (Mer kur). 6 ) CIL. VIII 6981. 7 ) Thorace Caelestis Augustae CIL. VIII 993. 8 ) Ex oficina Murism(i), Inschrift einer Venusstatue von Scherschel (Mowat, Ra. III 12, 145 ff.). 9 ) Mosaik von Hadrumetum mit Dar stellung des Labyrinthes: Acad. des inscr. CR. 1892, 318 ff. m. Abb.; teppichartiges Mo saik mit ägyptisierenden Darstellungen: Ra. III 20, 217 ff. T. 21. 10 ) Z. B. Mausoleum des Flavianus mit pyramidenähnlichem Aufsatze: Ra. VIIT. 140. n ) AZ. 1864 T. 189,2; vgl. Kalkmann, Jahrb. 1, 255 ff. 12 ) Ra. III 17, 19 f. 13 ) Büsten des Ptolemaios (23—40 n. Chr.): Helbig, Führer I Nr. 33; Wolters Nr. 1645. 14 ) Mommsen, röm. Gesch. 5, 68, 1. 15 ) A. 1863 T. D; Al. Laborde, descr. d’un pavö en mos. dec. dans l’anc. ville d’ Italica, Paris 1802, m. 22 T. f. 16 ) Litteratur: S. 703 f.; A. de Caumont,