0.23. Ost: Ende der Winterschlacht an der Aa.
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verbleibenden Kräften gliederte sich die Front wieder zur Abwehr. Mehr
noch als die Kampftätigkeit des stark überlegenen Feindes hatte das Winter»
liche Wetter am Mark der Truppen gezehrt, obgleich nach den Erfahrungen
schon der ersten Abwehrkampftage zu ihrem Schutze alles nur Mögliche
geschehen war. Sie hatten denn auch in unvergleichlicher Weise allen An-
bilden des russischen Winters getrotzt. Die Festigkeit der Ostfront hatte
sich auch an diesem, durch die Frostperiode vorübergehend besonders ge¬
fährdeten Frontabschnitt als unerschütterlich erwiesen.
D. Das Ergebnis des Ariegsjahres J9J6 im (Dften1).
Mit dem Erlöschen der Vrussilow-Offensive war eine der schwersten
Krisen des Ostkrieges überwunden. Die weitere unmittelbare Stützung des
zusammenbrechenden rumänischen Heeres durch Rußland trug bereits
defensiven Charakter. Der schließlich im Januar 1917 folgende russische
Angriff bei Mitau hatte lediglich örtliche Ziele. Nach Zahl der eingesetzten
Kämpfer wie nach Raum und Zeit gehören die großen russischen Frühjahrs-
und Sommeroffensiven des Jahres 1916 zu den gewaltigsten Unter-
nehmungen des Krieges. Zunächst als entscheidungsuchende Operation gegen
den deutschen Teil der Ostfront gedacht und vorbereitet, endeten sie als Ver-
such eines Vernichtungsfeldzuges gegen Österreich-Ungarn. Nachdem der
erste, zur Entlastung der bei Verdun angegriffenen Franzosen in der
ungünstigsten Jahreszeit, im März, unternommene Angriff am Naroez-See
im deutschen Abwehrfeuer und im Sumpf der Schneeschmelze erstickt war,
hatte Anfang Juni Italiens Bedrängnis in Tirol zu neuem Entlastungs-
angriff geführt, einen Monat bevor noch die Zeit für den planmäßigen
Beginn der großen Offensive gekommen war. Dieser gegen den öfter-
reichisch-ungarischen Teil der Front gerichtete Angriff hatte zunächst nur
eine Nebenoperation darstellen sollen. Statt dessen führten unverhofft große
Erfolge und fehlendes Vertrauen in das Gelingen des immer weiter hinaus-
geschobenen Hauptangriffs nördlich der Rokitno-Sümpse schon bald zum
allmählichen Abgleiten und schließlich zur zielbewußten Verlegung des
Schwerpunktes der Operationen an die Front südlich der Sümpfe. Gegen
Österreich-Ungarn trieb der zähe Angriffswille und die Siegeszuversicht des
Generals Vrussilow die russischen Truppen fünf volle Monate hindurch
immer wieder von neuem vorwärts, anfangs mit gutem Erfolge, seit
Stützung der Front durch herbeieilende deutsche Divisionen ohne operativ
bedeutsame weitere Ergebnisse.
~~ ') Vgl. S. 392 ff.