Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Schlußbetrachtungen. 
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Die Abwehr dieser Anstürme wird angesichts der schweren gleich- 
zeitigen Belastung auf allen anderen Kriegsschauplätzen stets ein Ruhmes- 
blatt gemeinsamer deutsch-österreichisch-ungarischer 
Kriegführung darstellen. In vorbehaltloser Hilfsbereitschaft hat die 
deutsche Oberste Heeresleitung den österreichisch-ungarischen Front- 
abschnitten an Kräften zugeführt, was nur eben verfügbar zu machen war. 
Das aber ist vom Bundesgenossen nicht nur dankbar anerkannt worden, 
sondern er hat sich — vor allem seit Generalfeldmarschall von Hindenburg 
und General Ludendorff die Gesamtführung übernommen hatten — auch 
bereitwillig allen deutscherseits für die Abwehr als notwendig erachteten 
Maßnahmen gefügt. Das bedeutete für das Heer der Donaumonarchie 
und seine Führer nur zu oft selbstlose Entsagung, die sie trugen zum Besten 
der gemeinsamen Sache, die ihnen aber gewiß nicht leicht wurde. Denn 
alle jene von deutscher Seite ausgehenden Maßnahmen und Eingriffe — so 
begründet sie in den Verhältnissen waren — brachten doch eine Einfluß- 
nähme auf die öfterreichisch-ungarische Wehrmacht mit sich, die weit über 
das Operative hinaus bis in das Gebiet der kleinen Taktik, ja bis in die 
Ausbildung und das innere Gefüge des Heeres sich erstreckte'). Als Bei- 
spiel mag erwähnt werden, daß an den Brennpunkten der Kämpfe nur 
zu oft einzelne deutsche Bataillone als Stützen der Abwehr in die öfter- 
reichisch-ungarische Front eingeschoben oder zum Gegenstoß dicht hinter 
dieser bereitgehalten wurden, ohne daß der örtliche öfterreichisch-ungarische 
Führer unmittelbares Verfügungsrecht über sie gehabt hätte, daß dieses 
vielmehr ausdrücklich bei den deutschen Befehlsstellen verblieb. Solche 
Regelung war gewiß nicht vorbildlich, aber unter den gegebenen Verhält- 
nifsen kaum zu umgehen. Daß es bei dem Vermischen der Truppen und 
Sich-Äberschneiden der Befehlsgewalten gelegentlich zu Reibungen kam, 
war unvermeidlich. Es mußte hingenommen werden, um angesichts der 
gemeinsamen Gefahr unter Aufbietung aller Kräfte den Erfolg zu sichern. 
Im Vertrauen auf die getroffenen Maßnahmen, den unbedingten, bis 
zum Äußersten gehenden Widerstandswillen aller deutschen Unterführer und 
ihrer Truppen hat die neue Oberste Heeresleitung den schweren Abwehr- 
kämpfen mit steigender Zuversicht zusehen und für dringenden Bedarf an 
anderer Stelle sogar immer noch Teile aus der an sich schon so spärlich 
besetzten Ostfront herausziehen können. Der neue Oberbefehlshaber Ost 
ist ihr dabei, stets das große Ganze im Auge haltend, in vorbildlicher 
Weise entgegengekommen. Trotzdem ist unter ihm kein irgendwie nennens- 
werter Geländeverlust mehr eingetreten. Rechtzeitiges Erkennen der Gefahr, 
entsprechende Verwendung der wenigen Reserven und unvergleichlicher 
>) S. 406.
	        
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