230 Der Feldzug gegen Rumänien: Befreiung Siebenbürgens.
28. September. Rückzug zu verlegen. Vom Kavalleriekorps Schmettow hatte die 3. Kaval-
lerie-Division Freck erreicht und ging auf Rakovieza vor. Eine Seiten-
abteilung war südwärts in das Gebirge nach La Cetate entsandt worden,
um das Entkommen des Gegners auf den Saumpfaden östlich der Paß-
straße zu erschweren. Nördlich des Alt aber stand mit der Front nach
Osten in einer Breite von mehr als 20Kilometern nur eine Brigade der
ö.°u. 1. Kavallerie-Division, die Verbindung mit dem rechten Flügel der
ö.-u. 1. Armee zu halten hatte. Der linke Flügel der Division war an-
gegriffen und zurückgeworfen, eine Lücke zur Nachbararmee aufgerissen
worden.
Für die sechs Bataillone und drei Gebirgsgeschütze des Alpenkorps
hatte der 28. September abermals schwere Kämpfe gebracht. Der Gegner
setzte seine Angriffe von Süden und von Norden fort. Schließlich konnte
nur noch von wenigen Stellen aus mit Feuer gegen die Notenturm-Straße
gewirkt werden. Erst recht war es nicht möglich, der Weisung des Ober-
kommandos entsprechend, ein Entkommen der Rumänen östlich des Paffes
zu verhindern. So gelang den Hauptteilen der feindlichen Infanterie am
28. und 29. Septembers der Rückzug. Auf der Paßstraße, in deren Nord-
teil schweres Flachfeuer der Gruppe Staabs einschlug, drängten sich mehr
als 2000 Fahrzeuge und Geschütze zusammen. Trotzdem glückte es, die
Masse der Artillerie im Dunkel der Nacht zurückzubringen, wobei freilich
zahlreiche Munitions- und Verpflegungswagen zum Freimachen der Straße
in den Alt-Fluß gestürzt werden mußten.
Der Sieg war erfochten. Seinen Amfang vermochte General von Falken-
Hayn am Abend des 28. September aber noch nicht zu übersehen. Die
gemeldete Beute — 3000 Mann und 13 Geschütze — war nur gering. Es
schien immer noch möglich, daß der Gegner nur in das Gebirge ausgewichen
war, um beim Herankommen der rumänischen 2. Armee wieder zum Angriff
vorzubrechen. In der Abendmeldung an die Oberste Kriegsleitung hieß
es einstweilen nur: „Die Schlacht bei Hermannstadt nähert sich ihrem
Ende." Wer dem kommenden Morgen lag noch der Schleier der An-
gewißheit.
29. September. Erst die am 29. September vormittags vom Alpenkorps, von der
Gruppe Staabs und von der Kavallerie bei La Cetate eintreffenden Mel-
') Genlt. a. D. von Tutschek bemerkte hierzu in einer Zuschrift vom Okt. 1936:
„Man konnte beim hellen Tage lange Kolonnen unter dem Schutz der starken Ve-
setzung der den Paß im Osten beherrschenden Höhen über die Pleasa (5 Kilometer
südöstlich von Riul Vadului) nach Süden abziehen sehen, ohne gegen sie wirken zu
können. Durch den Paß selbst kann nicht viel entkommen sein."