Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

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Die neue Oberste Heeresleitung. 
28. August bis Vor Übernahme der Geschäfte hörte der Generalfeldmarschall am 
I.September.2^ August morgens einen kurzen Vortrag des Generals von Falkenhayn. 
Zur Anterrichtung über Einzelheiten stand der Chef der Operations- 
abteilung, Generalmajor Tappen, zur Verfügung. General Ludendorff hatte 
eine Anzahl zum Teil längerer Besprechungen mit ihm, bis General Tappen 
am 31. August zum Generalstabschef der Heeresgruppe Mackensen ernannt 
wurde. Nachfolger wurde Major Wetzell, bisher Generalstabschef der 
Angriffsgruppe Ost vor Verdun, der von dort am 3. September in Pleß 
eintraf. 
Die neuen Führer traten ihr Amt in der schwersten Krise des Krieges 
an, aber — wie General Ludendorff in seinen Kriegserinnerungen sest- 
stellt") — „mit dem heiligen Streben, nichts anderes zu tun und zu denken, 
als den Krieg zu einem siegreichen Ende zu führen. Hierzu allein waren 
der Generalfeldmarschall und ich berufen worden". Sich in Fragen der 
Politik einzumischen, lehnten beide ab. 
„Die Kriegführung" — fo hat ferner General Ludendorff nach dem 
Kriege die Lage gekennzeichnet) — „stand am 29. August 1916 nicht vor der 
Wahl, »Ermattungsstrategie«, »Vernichtungsstrategie« oder sonst eine 
irgendwie bestimmte »Strategie« zu treiben oder nach Belieben kleinere 
oder größere Anforderungen an das Volk zu stellen. Der Feind und die 
Rücksicht auf die eigene Wirtschaftslage allein bestimmten zwangsläufig die 
Strategie, die sie zu treiben hatte und die auch weiterhin für die neuen 
Männer nichts anderes als ein System der Aushilfen war. Der Feind 
bestimmte auch das Maß der Anforderungen, die die neue Oberste Heeres- 
leitung dem Lande aufzuerlegen hatte, wenn sie es vor den Zerstörungen 
des Krieges bewahren und ihm an der Front den Sieg erringen sollte. 
„Nicht die Oberste Heeresleitung, sondern die Feinde stellten an das 
deutsche Volk wie schon vor dem Kriege, ja wie in jedem Augenblick seines 
Daseins, nun nochmals eindringlich und für lange Zeit hinaus die Schick- 
salsforderung, endlich alle Kraft zusammenzufassen, um unter Aufbietung 
aller Mittel des Staates und des einzelnen, des Leibes und der Seele in 
verzweiflungsvollem Ringen seine Ehre und sein Leben zu verteidigen und 
sich eine gesicherte Zukunft zu schaffen. Konnte oder wollte es diese Höchst- 
leistung nicht aufbringen, so mußte es gewärtig sein, im Zusammenbruch, 
sei es an der Front, sei es in der Heimat, in schmachvollem Frieden auf 
Gnade und Ungnade in die Gewalt der Feinde zu kommen. Anderes gab 
es nicht. 
>) 2t. a. €>., S. 10. 
-) „Kriegführung und Politik", S. llv f.
	        
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