Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

322 Die Oberste Heeresleitung bis zum Beginn der Somme-Schlacht. 
«. Juli, veränderten Kriegslage sich überhaupt noch zu bieten schienen. Der Nieder- 
schlag seiner Überlegungen und Schlußfolgerungen findet sich in der er- 
wähnten Aufzeichnung vom 8. Juli, bei deren Bewertung freilich nicht 
außer acht gelassen werden darf, daß sie erst nach der durch die Somme- 
Schlacht herbeigeführten Verschärfung der Gesamtlage zu Papier gebracht 
worden ist. In dieser rückblickartigen Betrachtung führte General von Falken- 
Hayn aus: 
„Der nächstliegende Gedanke war der, einen sogenannten großartigen 
Systemwechsel vorzunehmen, d. h. an der italienischen und westlichen Front 
jede aktive Tätigkeit einzustellen, eine starke deutsche Stoßgruppe zu bilden 
und mit ihr die russische Front zu durchbrechen. So bestechend der Gedanke 
ist, so wenig ausführbar war und ist er. 
„Bevor eine solche Kraftgruppe hätte gesammelt werden können, wäre 
der Halt der österreichisch-ungarischen Truppen sicher gänzlich gebrochen 
gewesen'), hätten die Russen in Lemberg und Ungarn gestanden. Cs ist 
nicht nötig, die Folgen hiervon näher darzulegen. Aber es ist auch in 
hohem Grade zweifelhaft, ob eine Stoßgruppe entscheidende Erfolge erringen 
konnte. Wahrscheinlicher war und ist es, daß sie, die dann ganz ohne Unter¬ 
stützung der zerschlagenen Österreicher-Ungarn arbeiten mußte, lediglich ein 
lokales Zurückdrücken der russischen Front erreichte und schließlich in der 
russischen Masse erstickte. Dazu kommt, daß die Bildung der Gruppe die 
Westfront in gefährlichster Weise geschwächt hätte, gerade in dem Augen- 
blick, in dem dort die englisch-französische Offensive mit ganzer Wucht los- 
zubrechen drohte. 
„Aus diesen zwingenden Gründen blieb nur übrig, das System der 
Aushilfen anzuwenden, d. h. mit den zur Verfügung stehenden Kräften die 
verbündeten Truppen sofort da, wo sie am brüchigsten waren, zu stützen, den 
Gegner da, wo er am gefährlichsten zu werden drohte, durch örtliche Gegen- 
ftöße abzuweisen und ihn von den Österreichern fort an die Stoßstellen zu 
ziehen. Nur so konnte die völlige Desorganisation der Verbündeten ver- 
hindert, nur so konnten ihre besser erhaltenen Teile wieder zur Mitarbeit 
veranlaßt werden". 
In den ersten Tagen des Januar hatte General von Falkenhayn dem 
Generalstabschef der 6. Armee, General von Kühl, die bestimmte Erwartung 
') Das österr. amtl. Werk (Band IV, S. 664) bestätigt diese Anschauung durch 
die Feststellung, daß wesentliche Teile der österreichisch-ungarischen Front nicht mehr 
ausreichenden inneren Halt besaßen, um bei längerem Ausweichen noch kampffähig 
zu bleiben.
	        
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