Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

Die Fronten gegen Rußland und Italien. 
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Die österreichisch-ungarische Offensive in Tirol') 
hatte Mitte Mai, wie es schien, mit guter Aussicht auf Erfolg begonnen. 
Am 19. Mai sandte General von Falkenhayn an General von Eramon nach 
Teschen die Weisung, ihn zu benachrichtigen, „sobald ein Erfolg gesichert 
sein wird, der eine entscheidende Wendung der Lage anzubahnen scheint". 
Kurz daraus regte er eine Aussprache mit Generaloberst von Conrad 
an. Sie fand am Vormittag des 24. Mai in Verlin statt, unmittelbar 24. Mai. 
nachdem französische Gegenangriffe zur Rückeroberung des Douaumont 
gescheitert waren2). Der verbündete Generalstabschef berichtete über den 
günstigen Fortgang der Tiroler Offensive, deren Abschluß er in einigen 
Wochen erhoffte. Die Lage an der österreichisch-ungarischen Ostfront bot 
trotz gewisser Anzeichen für feindliche Angriffs-Vorbereitungen keinen 
Anlaß zu Besorgnissen. General von Falkenhayn verhehlte nicht, daß er 
eine Offensive der Engländer erwarte, scheint sich aber über die von ihm 
beabsichtigten Gegenmaßnahmen nicht geäußert, auch eine Heranziehung 
österreichisch-ungarischer Truppen an die Westfront nicht berührt zu haben. 
Cr mochte wohl aus der Haltung des Generalobersten von Conrad den 
Eindruck gewonnen haben, daß auf seine Mitwirkung an Kampfhandlungen 
der Westfront für absehbare Zeit nicht zu rechnen sei. Dieser bot auch für 
die Zukunft keineswegs eigene Truppen an, sondern ließ sich für den Fall 
russischer Kräfteverschiebung an der galizischen Front die frühere Zusage 
deutscher Hilfe ausdrücklich bestätigen. Man einigte sich dahin, Ende Zum 
— das hieß nach dem erhofften erfolgreichen Abschluß der Offensive gegen 
Italien — aufs neue zu erwägen, ob und welche gemeinsamen Operationen 
etwa zu unternehmen sein würden. 
Nach wie vor war das deutsche West Heer in der 
Bewältigung seiner Aufgabe auf sich allein an- 
gewiesen. 
Nach seiner Rückkehr nach Mezieres gab General von Falken- 
Hayn in seiner Besprechung mit den Armeechefs der Westfront") am 
26. Mai zunächst einen kurzen Überblick über die Kriegslage im großen. 26. Mai. 
Cr streifte die Möglichkeit eines Angriffs der Russen trotz ihrer Nieder- 
läge im März, vielleicht zur Entlastung der schwer bedrängten Italiener, 
deren Offensivkraft für die Dauer des Krieges in jedem Falle gelähmt sei. 
Von den Verhältnissen des westlichen Kriegsschauplatzes zeichnete er, gewiß 
nicht ohne Absicht, ein möglichst günstiges Bild. Das mit dem Angriff 
1) S. 302 f. und 577 ff. 
2) S. 171 ff. 
3) Nur General Schmidt von Knobelsdorf nahm an der Besprechung nicht teil.
	        
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