Die Fronten gegen Rußland und Italien. 311 Die österreichisch-ungarische Offensive in Tirol') hatte Mitte Mai, wie es schien, mit guter Aussicht auf Erfolg begonnen. Am 19. Mai sandte General von Falkenhayn an General von Eramon nach Teschen die Weisung, ihn zu benachrichtigen, „sobald ein Erfolg gesichert sein wird, der eine entscheidende Wendung der Lage anzubahnen scheint". Kurz daraus regte er eine Aussprache mit Generaloberst von Conrad an. Sie fand am Vormittag des 24. Mai in Verlin statt, unmittelbar 24. Mai. nachdem französische Gegenangriffe zur Rückeroberung des Douaumont gescheitert waren2). Der verbündete Generalstabschef berichtete über den günstigen Fortgang der Tiroler Offensive, deren Abschluß er in einigen Wochen erhoffte. Die Lage an der österreichisch-ungarischen Ostfront bot trotz gewisser Anzeichen für feindliche Angriffs-Vorbereitungen keinen Anlaß zu Besorgnissen. General von Falkenhayn verhehlte nicht, daß er eine Offensive der Engländer erwarte, scheint sich aber über die von ihm beabsichtigten Gegenmaßnahmen nicht geäußert, auch eine Heranziehung österreichisch-ungarischer Truppen an die Westfront nicht berührt zu haben. Cr mochte wohl aus der Haltung des Generalobersten von Conrad den Eindruck gewonnen haben, daß auf seine Mitwirkung an Kampfhandlungen der Westfront für absehbare Zeit nicht zu rechnen sei. Dieser bot auch für die Zukunft keineswegs eigene Truppen an, sondern ließ sich für den Fall russischer Kräfteverschiebung an der galizischen Front die frühere Zusage deutscher Hilfe ausdrücklich bestätigen. Man einigte sich dahin, Ende Zum — das hieß nach dem erhofften erfolgreichen Abschluß der Offensive gegen Italien — aufs neue zu erwägen, ob und welche gemeinsamen Operationen etwa zu unternehmen sein würden. Nach wie vor war das deutsche West Heer in der Bewältigung seiner Aufgabe auf sich allein an- gewiesen. Nach seiner Rückkehr nach Mezieres gab General von Falken- Hayn in seiner Besprechung mit den Armeechefs der Westfront") am 26. Mai zunächst einen kurzen Überblick über die Kriegslage im großen. 26. Mai. Cr streifte die Möglichkeit eines Angriffs der Russen trotz ihrer Nieder- läge im März, vielleicht zur Entlastung der schwer bedrängten Italiener, deren Offensivkraft für die Dauer des Krieges in jedem Falle gelähmt sei. Von den Verhältnissen des westlichen Kriegsschauplatzes zeichnete er, gewiß nicht ohne Absicht, ein möglichst günstiges Bild. Das mit dem Angriff 1) S. 302 f. und 577 ff. 2) S. 171 ff. 3) Nur General Schmidt von Knobelsdorf nahm an der Besprechung nicht teil.