Verhandlungen über die Militärkonvention mit Bulgarien.
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führt werde. „Immer werden w i r es sein", so fuhr er fort, „welchen die
Wahrung der gemeinsamen Interessen unserer beiden Reiche am Balkan
zukommen wird. Daß wir gegenwärtig nicht in der Lage sind, den Kampf
gegen Serbien allein durchzuführen", sei eine Zwangslage, der sich die
Monarchie nur aus militärischen Zweckmäßigkeitsgründen fügen müsse. Cr
verlangte daher, daß die Befehle für Generalfeldmarschall von Mackensen
diesem durch die österreichisch-ungarische Heeresleitung zugestellt würden.
Trotz weiteren mündlichen und schriftlichen Gedankenaustausches gelang es
nicht, eine Verständigung herbeizuführen. Die Frage mußte vorläufig offen
bleiben, zumal da Generaloberst von Conrad das Eingreifen Deutschlands
auf dem Balkan offensichtlich nur mit Widerstreben hinnahm^); er trat
gerade in dieser Zeit wieder mehrfach mit Anregungen an General von Fal-
kenhayn heran, um statt des Balkan-Feldzuges doch noch die Fortsetzung der
Operationen gegen Rußland zu erreichen. Demgegenüber hielt der deutsche
Generalstabschef an dem Entschlüsse fest, den Krieg gegen Serbien baldigst
durchzuführen.
Zu der von General von Falkenhayn gewünschten sofortigen Unter-
zeichnung des Vertrages kam es indessen nicht. Die Gesamtkriegslage
wirkte dabei mit. Die Erfolge gegen Rußland hatten sich doch nicht so
entscheidend gestaltet, wie es zeitweise in Aussicht zu stehen schien. An
den Dardanellen hatten Anfang August neue Cntenteangriffe begonnen^).
Fieberhaft bemühten sich die Gegner, das Abschwenken Bulgariens noch in
letzter Stunde zu verhindern, und stellten ihm dazu auf Kosten Serbiens wie
der Türkei Landerwerbungen in Mazedonien und Thrazien in Aussicht. Am
einen weiteren Druck auszuüben, erklärte Italien am 21. August der Türkei
den Krieg. In Griechenland war von neuem Veniselos Ministerpräsident
geworden, der die Belange seines Landes an der Seite der Entente am
besten gewahrt glaubte^). Besonders nachteilig aber wirkte die Nachricht
von der Versenkung des englischen Dampfers „Arabic", bei der abermals
Angehörige der Vereinigten Staaten von Amerika das Leben verloren
hatte«*). Wiederum ergab sich die Möglichkeit des Eingreifens der Staaten
in den Krieg.
So war es verständlich, daß Bulgarien bemüht war, den Ab- End«August,
schluß der Militärkonvention noch hinauszuzögern. Erst am 22.August
kehrte Oberstleutnant Gantschew von seiner Berichterstattung aus Sofia
zurück. Cr brachte neue Forderungen mit. Vor allem legte er jetzt
L) S. 147 und 151, ferner Band VIII, 6. 611, und österr. amtl. Werk, III, 6. 8.
- 2) S. 184 ff. — 3) 6.150. — *) 6.152 und Band VIII, 6.612 (dort ist die
„Arabie" versehentlich als amerikanisches 6chiff bezeichnet).