Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 2. Der Abschluß der Operationen im Westen und Osten (6. 1929)

Rückblick. 
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Deckten Zieles, die Kraft der großen russischen Offensive zu brechen, er¬ 
forderlich schienen. Das waren nach Ansicht des Generalobersten v. Hinden- 
Ug vier aktive Armeekorps. Eine so begrenzte Schwächung des West¬ 
heeres war bei der großen Erschöpfung des Gegners und der überlegenen 
Mehrkraft neuzeitlicher Waffen auch nach Ansicht des Generals v. Falken- 
ftapn ohne Gefährdung der Westfront möglich. Der Entschluß zu solcher 
Verstärkung des Ostheeres bedingte allerdings, wenn sie rechtzeitig wirksam 
Verden sollte, die sofortige Einstellung jedes Angriffes im Westen und die 
unverzügliche Durchführung aller zur Festigung der Westfront und zur 
Aussparung von Kräften für den Osten nötigen Maßnahmen. Erst nach 
Beseitigung der jetzt drohenden unmittelbaren Gefahr im Osten gewann die 
deutsche Heeresleitung die Freiheit ihrer Entschließungen zurück, und zwar 
As um so längere Zeit, je nachhaltiger der Feind im Osten geschlagen 
«de. Diese Zeitspanne mußte ausgenutzt werden, um in Ruhe alle 
Borbereitungen zur endgültigen Feldzugsentscheidung auf dem öst- 
lichen Kriegsschauplatze zu treffen; dazu galt es, im Westen eine starke und 
Mit gesicherte Abwehrfront auszubauen und im Osten durch Zuführung neuer 
Heeresreserven und reichlichen Kriegsmaterials, insbesondere von Munition, 
die Angriffskraft auf das Höchstmaß zu steigern. 
So weitgehende Schlußfolgerungen aus der augenblicklichen Lage 
zlaubte General v. Falkenhayn indes in den ersten Tagen des November 
ablehnen zu müssen. Die sofortige Einstellung der Offensive im Westen 
ohne sichtbaren Ersolg der deutschen Waffen in Verbindung mit der für das 
Aussparen von Kräften nötigen Geradelegung weiter Frontteile schätzte er 
in ihrer moralischen Wirkung einer Niederlage gleich, die auf den Feind 
stof belebend und auf die zur Zeit noch neutralen Staaten höchst un- 
ßnstig einwirken müsse. Daß dieser Nachteil durch einen Sieg im Osten 
Hr bald in sein Gegenteil gewandelt werden konnte, scheint General 
fc Falkenhayn nicht als vollwertigen Ausgleich angesehen zu haben. Die 
chu ungünstig eingeschätzte Wirkung einer Einstellung der Angriffe im 
Westen ohne sichtbaren Waffenerfolg war es wohl in erster Linie, die den 
Atschluß vom 4. November auslöste, das Schwergewicht der Kriegführung 
Mächst im Westen zu belassen und eine neue Kraftanstrengung zur Cr- 
mgung eines solchen Waffenerfolges durch die Wegnahme des Apern- 
Vogens von den schon stark erschöpften Westtruppen zu fordern. 
Der Ernst der Lage im Osten zwang indes bereits wenige Tage später, 
«8. November, zu neuen bedeutsamen Entschließungen. Nun sollte der 
Schwerpunkt der Kriegführung doch nach dem Osten verlegt und dort unter 
Etlicher Leitung des deutschen Generalstabschefs sowie unter Einsatz 
Wer Kräfte auch vom westlichen Kriegsschauplatz, weit über den Rahmen 
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