Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 2. Der Abschluß der Operationen im Westen und Osten (6. 1929)

Rückblick. 
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jwntenkrieges. In seinem Schreiben vom 18. November an den Ober- 
Befehlshaber im Osten hieß es'), die Hoffnung, daß „das Eintreffen neuer 
Mfte in dem in den Grenzen des Möglichen liegenden Umfang eine end- 
gültige Entscheidung im Osten herbeiführen könne", bestünde „augenschein¬ 
lich nicht". Die innersten Gründe für die Wandlung seiner Anschauungen 
fischen dem 8. und 18. November lagen vielleicht weniger auf operativem, 
$ auf seelischem Gebiete. 
Cs war ein schwerer Weg voll bitterer Enttäuschungen und Rück- 
schlage, der General v. Falkenhayn von Noyon über Arras nach Flandern 
geführt hatte. Trotzdem waren sein Siegesglaube und sein Wille, im Westen 
- koste es, was es wolle — die große Cntfcheidungherbeizu- 
siihren, bis dahin noch ungebrochen geblieben. Erst als Anfang Novem- 
kr die Offensive der Gruppe Fabeck trotz des Einsatzes neuer kampferprobter 
Verbände und starker Kampfmittel ergebnislos endete, begann er zu 
zweifeln, zuerst an sich selbst, seinem Können und seinem Feldherrnglück, 
itttb schließlich überhaupt an der Möglichkeit erfolgreicher Durchführung 
seldzugentfcheidender Operationen im Westen. In jenen trüben November- 
tagen war es, daß er zum ersten Male zu seiner vertrauteren Umgebung 
Wtrittsabsichten und als „Autodidakt"^) wiederholt Zweifel an der Eig- 
mg zu seiner Stellung äußerte^). Trotzdem verlor er noch nicht den Willen 
pnAngriff. Wenn schon eine Feldzugsentscheidung im Westen 
nicht mehr erreichbar war, so sollte doch wenigstens durch die Einnahme von 
Dpern noch ein sichtbarer Erfolg der deutschen Waffen errungen werden; 
dieses Ziel mußte erreicht werden. Unter dem Einsatz 
Wer Kräfte und neuer starker Kampfmittel verzehrte sich sein Angriffs- 
«ille an einem Ziele, dessen Erreichung auf die Gesamtkriegslage ohne 
wesentlichen Einfluß war und dessen Bedeutung den Aufwand an Kraft 
whl kaum rechtfertigte. 
Cs war nur natürlich, daß der Rückschlag, der solchen dauernden 
Willenshochspannungen und immer wiederkehrenden schmerzlichen Ent- 
tiiuschungen folgte, stark und nachhaltig war. Durch den letzten Mißerfolg 
bei Apern wurde aus dem Zweifler ein Angläubiger, der unter den sein 
Selbstvertrauen erschütternden, fortgesetzten Fehlschlägen den Glauben an 
dm endgültigen Sieg mit militärischen Mitteln verlor. Was aber schlimmer 
wr, er büßte auch das Vertrauen zu dem Schwerte ein, das zu führen er 
') S. 95 und 96. — -) Band V, S. 9. 
3) Mitteilung des damaligen Chefs der Zentralabteilung im Generalstab des 
Feldheeres, Oberstleutnants v. Fabeck, an das Reichsarchiv vom 26. März 1927.
	        
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