Rückblick. 435 Deckten Zieles, die Kraft der großen russischen Offensive zu brechen, er¬ forderlich schienen. Das waren nach Ansicht des Generalobersten v. Hinden- Ug vier aktive Armeekorps. Eine so begrenzte Schwächung des West¬ heeres war bei der großen Erschöpfung des Gegners und der überlegenen Mehrkraft neuzeitlicher Waffen auch nach Ansicht des Generals v. Falken- ftapn ohne Gefährdung der Westfront möglich. Der Entschluß zu solcher Verstärkung des Ostheeres bedingte allerdings, wenn sie rechtzeitig wirksam Verden sollte, die sofortige Einstellung jedes Angriffes im Westen und die unverzügliche Durchführung aller zur Festigung der Westfront und zur Aussparung von Kräften für den Osten nötigen Maßnahmen. Erst nach Beseitigung der jetzt drohenden unmittelbaren Gefahr im Osten gewann die deutsche Heeresleitung die Freiheit ihrer Entschließungen zurück, und zwar As um so längere Zeit, je nachhaltiger der Feind im Osten geschlagen «de. Diese Zeitspanne mußte ausgenutzt werden, um in Ruhe alle Borbereitungen zur endgültigen Feldzugsentscheidung auf dem öst- lichen Kriegsschauplatze zu treffen; dazu galt es, im Westen eine starke und Mit gesicherte Abwehrfront auszubauen und im Osten durch Zuführung neuer Heeresreserven und reichlichen Kriegsmaterials, insbesondere von Munition, die Angriffskraft auf das Höchstmaß zu steigern. So weitgehende Schlußfolgerungen aus der augenblicklichen Lage zlaubte General v. Falkenhayn indes in den ersten Tagen des November ablehnen zu müssen. Die sofortige Einstellung der Offensive im Westen ohne sichtbaren Ersolg der deutschen Waffen in Verbindung mit der für das Aussparen von Kräften nötigen Geradelegung weiter Frontteile schätzte er in ihrer moralischen Wirkung einer Niederlage gleich, die auf den Feind stof belebend und auf die zur Zeit noch neutralen Staaten höchst un- ßnstig einwirken müsse. Daß dieser Nachteil durch einen Sieg im Osten Hr bald in sein Gegenteil gewandelt werden konnte, scheint General fc Falkenhayn nicht als vollwertigen Ausgleich angesehen zu haben. Die chu ungünstig eingeschätzte Wirkung einer Einstellung der Angriffe im Westen ohne sichtbaren Waffenerfolg war es wohl in erster Linie, die den Atschluß vom 4. November auslöste, das Schwergewicht der Kriegführung Mächst im Westen zu belassen und eine neue Kraftanstrengung zur Cr- mgung eines solchen Waffenerfolges durch die Wegnahme des Apern- Vogens von den schon stark erschöpften Westtruppen zu fordern. Der Ernst der Lage im Osten zwang indes bereits wenige Tage später, «8. November, zu neuen bedeutsamen Entschließungen. Nun sollte der Schwerpunkt der Kriegführung doch nach dem Osten verlegt und dort unter Etlicher Leitung des deutschen Generalstabschefs sowie unter Einsatz Wer Kräfte auch vom westlichen Kriegsschauplatz, weit über den Rahmen 28*