Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

Die russ. Oberste Heeresltg. erhofft llmschwung durch Offensive der 9. Armee. 455 
Die täglich bedrohlicher werdende Lage der 3. Armee veranlaßte 
General Dragomirow, allerdings ohne das Cinverständnis seines Ober¬ 
befehlshabers, des Generals Iwanow, am 9. Mai zur Wiederholung seines 
Vorschlages, die Südwestfront hinter den San und Dniester zurückzunehmen. 
Aber auch diesmal drang er nicht durch. Der Generalquartiermeister bei 
der Obersten Heeresleitung, General Danilow, empfahl ihm aber, mit Hilfe 
der Bevölkerung und von Kriegsgefangenen den Ausbau einer starken rück¬ 
wärtigen Stellung in der Linie Weichsel—San—Dniester vorzunehmen. 
Im übrigen erhoffte die Oberste Heeresleitung von der inzwischen be¬ 
fohlenen Durchführung des längst geplanten Angriffs der 9. Armee gegen 
den Raum Radworna—Delatyn—Kolonien einen Amschwung der allge¬ 
meinen Lage an der Südwestfront. 
Am 10. Mai sah sich General Radko Dmitrijew gezwungen, den io.bisi«.Mai. 
Rückzug der 3. Armee bis in die Linie Wisloka-Mündung—Gegend 
neun Kilometer südlich Sanok zu befehlen. Im Zusammenhang damit 
mußten nun auch die anschließenden Flügel der Nachbararmeen zurück¬ 
genommen werden. General Radko Dmitrijew glaubte sich aber auch in 
der neuen Linie nicht halten zu können und bereitete schon den weiteren 
Rückzug gegen den San vor. In seiner Meldung darüber an die Heeres¬ 
gruppe betonte er: „Die Armee hat ihre Pflicht bis zum Ende erfüllt. Sie 
hat sich in den neuntägigen Kämpfen heldenhaft geschlagen und ist buch¬ 
stäblich verblutet. Viele Divisionen zählen nur je einige hundert Kämpfer. 
Sich in der neuen Linie zu halten, ist angesichts des verspäteten Eintreffens 
der Verstärkungen aussichtslos." Während General Iwanow für das 
weitere Verhalten seiner Heeresgruppe die Entscheidung der Obersten 
Heeresleitung erbat, sehte sich sein Generalstabschef, General Dragomirow, 
im Sinne seiner früheren Vorschläge wiederum nachdrücklich dafür ein, 
endlich „einen durchführbaren Entschluß zu fassen und sich nicht unerfüll¬ 
baren Hoffnungen hinzugeben". Die Armeen müßten hinter San und 
Dniester zurückgenommen, Przemysl geräumt werden. Der Großfürst fand 
sich daraufhin bereit, die San—Dniester - Linie „als äußerste östliche 
Grenze" für die weitere Abwehr zu bestimmen. 
Am 11. Mai befahl General Radko Dmitrijew den Rückzug hinter 
den San. In der Nacht zum 13. wurde dieser Abschnitt erreicht. An Ver¬ 
stärkungen waren das XV. und das V. kaukasische Korps im Anrollen. 
Zur Rechten schloß die 4. Armee (General Cwert) bei Rozwadow am 
San, 20 Kilometer oberhalb der Mündung an, ihr rechter Flügel mußte 
in die Stellung von Radom zurück. Die links an die 3. anschließende 
8. Armee (General Brussilow) besetzte mit ihrem rechten Flügel Przemysl, 
dann folgte die zunächst nur in Stärke von zwei Korps neu gebildete 
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