Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

152 
Die Karpaten-Offensive. 
war ihm bei den geringen Kräften, mit denen er unternommen wurde, nicht 
zuzumessen. 
Inzwischen hatte sich ohne inneren Zusammenhang mit diesen Kämpfen 
die deutsche Südarmee weiterhin vergeblich an der durch neuen Kräste- 
einsatz der Russen immer schwieriger gewordenen Aufgabe abgemüht, in 
ihrem Abschnitt den Ausgang der Karpaten-Päffe zu gewinnen. Der von 
ihrem Oberkommando mehrfach erbetene Flankendruck des Westflügels der 
Armeegruppe Pflanzer-Baltin in Richtung auf Dolina, durch den die 
Ausgabe der Südarmee wesentlich erleichtert werden konnte, kam bei der 
fächerartig auseinandergezogenen Aufstellung der Armeegruppe nur ganz 
vorübergehend und unvollkommen zur Wirkung. Anfang März schon sah 
sich auch der Westflügel des Generals v. Pflanzer-Baltin völlig in die 
Defensive gedrängt. 
Cs fragt sich, ob nach dem schon Anfang Februar erkennbar gewor¬ 
denen Scheitern der ersten Karpaten-Offensive statt der Wiederaufnahme 
des Angriffs an derselben Stelle und in den gleichen Richtungen wie beim 
ersten Versuch nicht eine neue Offensivoperation auf veränderter Grund¬ 
lage vorzuziehen gewesen wäre. Bei den schon geltend gemachten Bedenken 
gegen eine weit ausholende Amfassungsbewegung von Ostgalizien her kam 
nur eine Offensive aller irgend verfügbar zu machenden Kräfte aus dem 
Raume der 4. Armee in der galizischen Ebene zwischen Beskiden und 
Weichsel in Betracht, also ein rein frontales Vorgehen gegen eine Stel¬ 
lung, die jetzt vielleicht nicht mehr von ganz so starken Truppen als Ende 
Januar besetzt war, der aber doch sicherlich sehr erhebliche Widerstands¬ 
kraft innewohnte. Möglicherweise gelang es, den Feind allmählich ein 
Stück nach Osten zurückzudrücken, weiterreichende operative Erfolge aber, 
wie der jetzt als Ziel ganz in den Vordergrund gestellte Entsatz von 
Przemysl, waren unter den vorliegenden Verhältnissen auch an dieser 
Stelle kaum zu erhoffen. Ein gleichzeitiger Durchbruch der Russen durch 
die inzwischen geschwächte Karpaten-Front nach Angarn hätte für das öster¬ 
reichisch-ungarische Heer in Westgalizien eine überaus schwierige Lage ge¬ 
schaffen und seine Offensive jedenfalls sehr schnell zum Stillstände gebracht. 
Rückschauende Betrachtung führt daher zu dem Ergebnis, daß es wohl 
das Veste gewesen wäre, nach dem Mißerfolg der ersten Karpaten-Offensive 
von der Wiederaufnahme des Angriffs überhaupt Abstand zu nehmen 
und Przemysl seinem Schicksal zu überlaffen. Niemals durste der Entsatz 
der Festung zum Leitgedanken der Operationen werden. Wenn General 
v. Conrad dann trotz der aussichtslos gewordenen Lage der Festung 
Przemysl, ja selbst noch nach deren Fall auf der Fortsetzung der Offensive, 
freilich in mehr methodischem Kampfversahren, verharrte, so entsprang dieser
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.