Volltext: Der Weltkrieg in 28 Einzeldarstellungen (1 ; 1921)

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Schauwecker 
des Todes. Die zerschossenen Häupter, die zersetzten Leiber bluten. 
Die Lippen pressen sich schmerzlich. Und dann ist Schrei und Stim¬ 
mengewirr in den Lüften, lauter als Toben Des Sturms und Lärm Des 
Brudermordes. Viele Worte tönen in diesem Schrei. 
„Auf Flanderns Feldern blutete uns das Haupt. Vor Arras 
Toren zuckte unsre Brust. Im Kreidestaub der Lhamxagne erstarb 
unsers Atems heilige Lust. Tief unter dem Spiel der Wellen ruht 
unser Haupt in Schlick, Algen und Sand. In Rußlands Sümpfen 
erstickten wir. Hoch aus den Lüften stürzten wir. Der Krach der 
Sprengung trug uns himmelan. ... Auf unfern Stirnen strahlt das 
heilige Rlal des Todes für das Vaterland." 
Klageruf schallt in den Lüften. 
„Uns reut der Tod für solch ein Vaterland. Kein Wort, kein 
Lied und kein gebogenes Knie, das uns'rer gedenkt!" 
Und Anklageruf grollt in den Lüften. 
„Heimat, du vergaßest uns. Lngel sind wir, Engel deiner Zu¬ 
kunft!" 
Rastlos weiter geht der Marsch, wie er einst rastlos zum Kampf 
der Front ging. Vor den Heeren wandelt einer, der im Kampf 
der Front bei ihnen war, strahlend, groß, mit glänzendem Antlitz, 
vor ihnen wandelt einer, der hat schneeweiße Schwingen und breitet 
sie über allen, allen den Toten, der Schutzgeist des Vaterlandes.... 
Er führt sie sicher, wie er sie einst geführt im Kampf der Front ... 
Das Strahlentor des Himmels flammt. Sie marschieren unter 
seinem Bogen, der wie ein klingender Gruß ist, und sie treten ein 
in lauter Licht und Glanz. ... Schimmernde Scharen drängen sich 
ihnen entgegen. Das Volk des Lichtes erwartet sie. Gesang, Jubel 
rauscht und schwillt, und sie leuchten in dem Glanz, der um sie ist 
wie eine Umarmung. 
Am Tor des Himmels steht jener Line, der sie geleitet und 
geführt hat. Lr blickt hinab zur Erde, hinab zu dem Lande, das 
allen Schmerz alter Wunden erweckt. Und er lächelt, weinen und 
Schluchzen ist in seinem Lächeln, Gram und Weh ist in dem Lächeln 
seines Mundes. Sein Herz zuckt und bebt. Mitweh, Mitleid zer¬ 
reißt sein Herz, heiliger Grimm bebt im Schlag seines Herzens. Line 
Träne des Jammers fällt aus seinen Augen. Dann breitet er die 
Schwingen weit, weit wie ein Versprechen des Lichts und schwebt 
hinab zu dem Land seiner Heimat.
	        
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