Volltext: Der Weltkrieg in 28 Einzeldarstellungen (1 ; 1921)

Zur großen Armee 
329 
Kommandos schallen durch die Stille der blassen Nacht. 
Sie treten an: Armeen und ihre Abteilungen, Divisionen, Brigaden 
und Regimenter, Bataillone und Kompagnien, Batterien, Schwa¬ 
dronen und Matrosen der Flotten und Geschwader. Zahlreich aber 
über allen andern sind die Soldaten der Infanterie. Ihre breiten 
Schultern haben vor allen andern die Last der Schlachten ertragen. 
Unübersehbare Massen der Kompagnien reden davon. 
Die Linien der Regimenter stehen. Offiziere vom Leutnant 
bis zum General stehen vor den endlosen Fronten. Lautlose Reg¬ 
losigkeit beherrscht die Wucht dieser Massen, die gleich Säulen alle 
Ebenen erfüllen, ehern und starr, Mauern um die Grenzen des 
Reichs, Stolz des Volkes, schweigender Ruhm des Vaterlandes. 
Scharfer Schrei des Kommandos schallt. Knappe Schläge dröh¬ 
nender Schwenkung zur Gruppenkolonne schwingen herum wie Ruck 
und Blieb. Ein Schrei des Kommandos macht alle Bewegung 
straff und unbeweglich. In neuer Front stehen die Regimenter. Dann 
erdröhnt im lockenden Jauchzen der pfeifen und rasselnden Wirbel 
der Trommeln der Marsch des Heeres. Der schmetternde Jubel der 
Musik stürmt voran wie ein Adler. . . 
Hoch über die versinkenden Felder der Vernichtung erhebt sich 
der Marsch der Heere in die Lüfte. Me Wolkenzüge ist der Heran- 
marsch des Heeres der Toten. Dröhnen und Brausen wogt im 
Schritt der Füße, Sturmwind wühlt in den erzenen Klängen der 
Musik. Regiment neben Regiment, Kolonne hinter Kolonne, Schwa¬ 
dron an Schwadron, Batterie auf Batterie. Rasseln der Geschütze 
grollt. Klirren der Hufe schmettert . . . Über die Städte und Dörfer, 
Wälder und Äcker der Heimat, über Deutschland hinweg führt der 
Weg. Unendliches Gewimmel füllt alle Räume über den Fluren der 
Heimat. 
Geschrei und Lärm schlägt herauf zu den Leeren über den 
Wolken. Dunst des Brandes schwelt empor. Krach der Geschütze, 
Knall der Gewehre schwillt und sticht hoch. Flammen des Hasses 
lodern. Der Feind ist als Sieger im Lande und betrachtet lächelnd 
den Wirrwarr der Rasenden. 
Weltfrieden! donnern die Geschütze. Ewiger Friede! brüllen 
die Minen. Völkerverbrüderung! keifen die Maschinengewehre. Liebe 
von Mensch zu Mensch! knallen die Gewehre. Arbeiterherrschaft I 
dröhnen die Handgranaten. Fort mit Vaterland und dem Reich! 
schreien die Revolver. Sie morden die Brüder! Über dem Vater¬ 
land steht der Wahnsinn. Gellend ist das Gelächter seines lippen¬ 
losen Mundes. Grell ist die Glut seiner lidlosen Augen. 
Langsamer wird der Marsch der unsichtbaren Heere über den 
Wolken All die Augen spähen hinab, all die Ohren lauschen 
hinunter zu dem Wirrwarr der Heimat. 
Entsetzen faßt sie und würgt jedes wort. Die wunden brechen 
auf und beginnen zu schmerzen, heiß und zerreißend wie in der Stunde
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.