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Die Herbstoffensive gegen Italien
die 3. Armee schützenden Nachhuten wurde aufgetragen, beim Rückzug
zunächst in der Linie Cellinabach—Casarsa—Unterlauf des Tagli-amento,
weiters an der Li venza und schließlich auch am Monticano Halte ein¬
zuschalten.
Der neue Verteidigungsabschnitt sollte aus mehreren hintereinan-
derlLegenden Linien bestehen, wozu die bereits geschaffenen Anlagen
des befestigten Lagers von Treviso auszunützen waren. Zur frühzeitigen
Besetzung der ersten Linie hatte die 3. Armee, der der Raum vom Meer
bis Pte. Priula zufiel, je eine Brigade in die vier Korpsabschnitte voraus-
zusenden. Gleiches hatte die 4. Armee in dem ihr zugewiesenen Ab¬
schnitt, der von Pte. Priula über den Mt. Grappa bis S. Marino im
Brentatale reichte, zu verfügen. Überdies sollten die beiden linken
Korps der 3. Armee den Abschnitt zwischen Ponte di Piave und Pte.
Priula vor der 2. Armee erreichen, weil diese bis dorthin einen länge¬
ren Weg zurückzulegen hatte. Die Artillerie war in entsprechender
Gliederung gleichfalls frühzeitig aufzustellen. Hiezu erhielt die 4. Ar¬
mee die gesamte Artillerie der 2. Armee zugewiesen. Die 3. Armee
wurde durch 50 im Hinterlande neugebildetie Maschinengewehrkompag¬
nien verstärkt.
Als am 4. November an die beiden am Tagliamento stiebenden Ar¬
meen der Befehl zum Rückzug erlassen wurde, verstärkte sich bei
Cadorna die Sorge um die 4. Armee, weil diese — obwohl sie um
36 Stunden früher den Rückzugsbefehl erhalten hatte — mit ihrem
rechten Flügelkorps, dem I., noch bei Pieve di Cadore stand. Es konnte
sich nun ergeben, daß die an ihrem linken Flügel zurückgeworfene
2.Armee so rasch wich, daß der Gegner vor dem I.Korps bei Valdob-
biadene am Piave erschien. In diesem Falle hätte dieses Korps, dem die
Besetzung des Montello zugedacht war, über Feltre und durch das
Brentani ausweichen müssen, was einen dreitägigen Zeitverlust be¬
deutet haben würde. Um solches zu verhindern, eiferte Cadorna die
4. Armee am 4. November neuerlich zur Beschleunigung ihres Rückzuges
an. Die 2. Armee sollte dagegen an der Li venza ein bis zwei Tage und
am Monticano noch einen Tag ausharren. Cadorna verhehlte sich aller¬
dings nicht, daß das Tempo der 2. Armee sehr wesentlich vom Gegner
beeinflußt werden würde. Im schlimmsten Fall gedachte er den Mon¬
tello durch das II. und das XXIV. Korps besetzen zu lassen, da diese
Korps — allerdings noch sehr erholungsbedürftig — bereits am 4. No¬
vember südlich vom Montello eingetroffen waren. Schließlich wurden
die 2. und die 3. Armee am 5. November angewiesen,, mit Nachhuten