Wachsende Bedeutung des albanischen Kampfraumes
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zu befähigen. Selbst wenn das diesem Stoß gesteckte Ziel, die Weg¬
nahme der deutschen U-Bootstützpunkte ander belgischen Küste (S. 129),
nicht erreicht werden sollte, mochte den Deutschen wenigstens die
Möglichkeit genommen werden, sich anderen Zielen zuzuwenden.
Am 7. Juni brachen die Engländer bei Wytschaete (12 km südlich
von Ypern) vor und fügten den Deutschen empfindliche Verluste bei;
es blieb aber bei diesem Anfangserfolg. Allerdings war die Lage der
deutschen 4. Armee (siehe Beilage 1) auch nachher sehr gespannt, weil
ihr außer der Verteidigung der Landfront noch die Sicherung der flan¬
drischen Küste und Vorkehrungen gegen allfällige Landungen in Hol¬
land zufielen1). Die Engländer hielten an dem Plane eines Vorstoßes
in Flandern fest, gedachten jedoch nicht, ihre Flotte aufs Spiel zu
setzen, Die vorübergehende Angriffsunfähigkeit des Franzosenheeres
und die weiteren Erfolge des deutschen U-Bootkrieges — im Mai wur¬
den 869.000 und im Juni 1,016.000 Tonnen feindlichen Schiffsraumes
versenkt — nötigten die Engländer geradezu, neuerlich anzugreifen.
Sie bereiteten ihr Vorhaben aber mit aller Gründlichkeit vor. Dadurch
entstand gerade um die Monatswende Juni-Juli eine Kampfpause auf
dem Nordflügel der Westfront. Das südlich anschließende Franzosen¬
heer war aus den schon erörterten Gründen unfähig, mit den Russen
zugleich anzugreifen.
Die Ereignisse auf dem Balkan und im nahen Orient
Auf dem Balkan hielt in Albanien der italienische Druck im Quell¬
gebiet der Tomo rica an (S. 120 und Beilage 5). Um sich endgültig davon
zu befreien, unternahm FML. Gerhauser anfangs Juni einen kräftigen
Vorstoß, der den ganzen Raum nördlich von Osum bis über Gradiska
hinaus vom Feinde säuberte. Wegen Nachschubschwierigkeiten mußte
das XIX. Korpskmdo., Gdl. Trollmann, das in gutem Fluß befindliche
Unternehmen anhalten.
Die wachsende Bedeutung, die auch die Alliierten dem albanischen
Kampfräume beimaßen, bestimmte die k. u. k. Heeresleitung, gemeinsam
mit der DOHL. das Unterbinden der von Bikliste über Korea nach
Santi Quaranta führenden feindlichen Nachschublinie zu erwägen. Auch
an einen Angriff auf Valona dachte man damals. Da die Rücksicht auf
die anderen Fronten eine Verstärkung des k. u. k. XIX. Korps jedoch
i) Kühl, Weltkrieg, II, 116.