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Von Gor li ce bis Leinberg
Schwere Arbeit hatte das Korps Kralicek der k. u. k. 4. Armee zu
verrichten, dem es am Vortage noch nicht geglückt war, die bei Wielopole
fechtenden inneren Flügel der Kaukasier und des X. Russenkorps zu er¬
schüttern. Die erprobte 106. LstlD. riß zuerst die feindliche Stellung süd¬
lich vom genannten Orte auf. Die Bresche verbreiterte sich rasch auf
5 km. Ungesäumt stieß das ganze Korps in die zermürbte Front des
Feindes hinein, der in den Händen der 106. LstlD. allein 2800 Ge¬
fangene zurückließ.
Das Vorgehen des IX. Korps war durch den Südflügel der 3. ID.
gefördert worden, der gegen die Höhen östlich von Laczki anstürmte und
bis zum Nachmittag unter heftigen Kämpfen in diese Stellung eindrang.
Vor der Mitte und dem linken Flügel der 4. Armee machte das russi¬
sche IX. Korps zunächst noch immer keine Miene, die Stellungen nord¬
östlich von Dçbica, bei Zassów, Radomysl Wk. und gegen Szczucin hin
preiszugeben. Wohl errang die Hauptkraft der 3. ID. bei Dçbica, die 8.
östlich von Zassów, die 47. RD. vor Radomysl manchen örtlichen Erfolg,
aber im Ganzen lastete der Druck dieser gegen Südwesten gekehrten
Russenlinie noch schwer auf der Armeeführung. Schon hatte diese in den
Nachmittagsstunden den Entschluß gefaßt, am frühen Morgen des 11.
die 8. ID. durch Zuführung der Armeereserve endlich zum Durchbruch
längs des westlichen Wislokaufers zu befähigen, als ein russischer Funk¬
spruch den Rückzug des IX. Russenkorps hinter die untere Wisloka und
die Linie Mielec—Sçdiszow verkündete und damit für die k. u. k. 4. Armee
eine neue Lage schuf.
Auf sehr zähen Widerstand war am 10. Mai am anderen Flügel der
mittelgalizischen Front die Armee Böhm-Ermolli gestoßen. Die Nötigung,
sich an den Südhängen des Odrytrückens und in den rechts und links
anschließenden Abschnitten zuverlässig zu behaupten, war für Brussilow
schon im Hinblick auf den Angriff s ver such des XXI. Korps und die Lage
des XII. gegeben; nicht minder mußte dem aus den Gebirgen abfließen¬
den Troß der nötige Vorsprung gesichert werden, wollte man ein De¬
bakel vermeiden. Die k. u. k. Truppen konnten daher weder, wie es
GdK. Böhm-Ermolli verlangt hatte, die Magura Lomnianska und den
Zukówrücken ersteigen, noch den San bei Lisko erreichen.
Beim V.Korps warf die 33.ID. die noch südlich vom obersten San
haltenden russischen Nachhuten über den Hochwasser führenden Fluß
zurück und gewann bei Dwiernik selbst das Nordufer. Nur auf der Cze-
reszankahöhe östlich von Dwernik behauptete sich der Russe noch auf
dem Südufer. In dem Streben, der Truppe einen Stirnangriff zu ersparen,