Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

Verdiente Auszeichnungen — außer den schon genannten — trugen die Kämpfe 
im Melettagebiete ein. Hptm. Attilius Glaser erhielt das MVK. 3. Kl., Oblt. i. d. R. 
Franz Stampfe! und LstLt. Josef Unterhölzer die silb. MVM. 
Von den kriegserprobten, wetterharten Männern der MGK. IV, die nicht 
weniger als vier feindlichen Anstürmen ruhigen Blutes die Stirne geboten, emp¬ 
fing Feldw. August Haas die silb. TM. 1. Kl. zum zweitenmal, Feldw. Rudolf 
Freisinger, die Korp. tit. Zgf. Johann Ebner, Josef Krumschink und Wolfgang 
Wenzl, Gft. tit. Korp. Anton Schübel und Inf. Heinrich Schlltzenhöfer die 
silb. TM. 1. Kl. 
Einer Episode sei gedacht, die Fch. ü ü. R. Schlosser als Zugskommandant der 
16. Komp, erlebte. 
„Jeder atmet auf", so berichtet Fch. Schlosser, „als der Ablösungsbefehl die Erlösung 
von dem höchst unbequemen Felsenlager bringt. Nach einer kurzen Orientierung und Reko¬ 
gnoszierung des Terrains durch den Kompagniekommandanten, Hptm. Glaser, und durch uns 
Zugskommandanten geht die Kompagnie vor. Jedes Gesicht war freudig erhellt, als es nun 
wieder im gewohnten Vor über Almwiesen, dann wieder über Felsblöcke springend und 
kletternd, den Kameraden der ehemaligen schwarz-gelben Brigade* zuging. Das Gewehr über 
den Arm gehängt, schlug manchem der braven Steirer das Herz höher, glaubte er sich doch 
in seiner Heimat, in seinen geliebten Bergen, auf seiner ihm so teuren Bergesmatte. Was 
machte es, wenn auch in regelmäßigen Abständen die kleinen, weißen Wetterwölkchen der 
Schrapnells in der Luft erschienen, eine oder die andere Granate heulend über unsere Köpfe 
hinwegstrich und hinter uns laut gellend, Erde und Steine speiend, zersprang. Die Natur 
hatte sich bis auf einen scharf wehenden Wind wieder beruhigt und uns so die Schreckens¬ 
nacht vergessen lassen. Meinem Zuge fiel die Aufgabe zu, als Reserve hinter dem linken 
Flügel des Abschnittes zu dienen. Und nun will ich eine ganz kleine Episode erzählen, so 
verschwindend klein gegenüber täglichen Ereignissen und Erlebnissen während dieser Zeit. 
Keine Kampfhandlung — nur ein stilles, einsames Geschehen. 
Sprungweise, von einem Felsblock zum anderen Deckung suchend, da wir jetzt in stark 
eingesehenes Gelände kamen, ging ich mit meinem Zuge in die anbefohlene Stellung. Sie 
war hinter einem niedrigen Hause, das einsam aus der sich weit dehnenden Weide lag. 
Vielleicht war es eine kärgliche Hirtenbehausung mit einem Schafstall. Durch das kleine 
Gebäude gedeckt, harrten die versammelten Schwärme ihrer Verwendung. Mittlerweile war 
es Mittag geworden. Die Granateinschläge um den Stall herum wurden immer mehr, auch 
in der vorderen Linie gab es Einschlag auf Einschlag. Zum Glücke schoß die feindliche 
Artillerie unsicher und nervös, so daß wir außer einigen Stein- und Erdtrümmern auf unsere 
Stahlhelme nichts abbekamen. Inzwischen waren auch einige Granaten in den Stall gegangen. 
Dem feindlichen Artilleriebeobachter blieb aber unser Hiersein nicht verborgen, und so kam 
es, daß — bald nachdem wir es uns dort bequem gemacht hatten — eine Granate nach der 
anderen vor und hinter dem Gebäude einschlug, übrigens war das Dach bereits von einigen 
Treffern zur Hälfte zerstört, so daß man wie durch einen Rahmenausschnitt sehen konnte. 
Nur mit vielen Ermahnungen war die Mannschaft zu bewegen, ruhig zu liegen und dem 
Feinde so wenig Bewegung als möglich zu zeigen. Eine Granate, die im Inneren des 
Stalles explodierte, hatte das darin befindliche Heu und Stroh in Brand gesetzt. Eine leichte, 
dünne Rauchfahne zog durch das zerschossene Dach, vom Winde gleich zerfetzt, zu uns herüber. 
Niemand legte diesem kleinen Feuer eine Bedeutung bei, und nach einigen Worten mehr 
oder weniger scherzhaften Inhaltes hing wieder jeder seinen Gedanken nach, zu lähmendem 
Nichtstun verurteilt. So war es inzwischen etwa 2 Uhr nachmittags geworden, als man einen 
dumpfen Knall vernahm, dessen Herkunft sich niemand erklären konnte. Unwillkürlich blickte 
jeder nach der brennenden Keusche — doch nein, dort war alles still. Der Wind hatte wieder 
etwas kräftiger zu wehen begonnen. Da, wieder einige solche dumpfe Detonationen; dazwischen 
war es, als hörte man ein leises Wimmern. Es war nicht möglich, die Richtung dieser Laute 
festzustellen. Wieder ein dumpfer Knall — fast gleichzeitig mit diesem ein in die Ohren 
schneidender Schrei ... Jeder sprang auf, jeder von uns doch an so verschiedene Geräusche 
gewöhnt — und doch — dieser Ton — das kam ja alles aus dem Stalle. Unaufhörlich 
surrten und heulten die Granaten heran, das Bombardement war schon ganz ausgiebig. 
1 Im schleswig-holsteinischen Kriege 1864 bildeten Hessen und Belgier die nach ihren 
Aufschlägen benannte „schwarz-gelbe Brigade". 
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