Verdiente Auszeichnungen — außer den schon genannten — trugen die Kämpfe im Melettagebiete ein. Hptm. Attilius Glaser erhielt das MVK. 3. Kl., Oblt. i. d. R. Franz Stampfe! und LstLt. Josef Unterhölzer die silb. MVM. Von den kriegserprobten, wetterharten Männern der MGK. IV, die nicht weniger als vier feindlichen Anstürmen ruhigen Blutes die Stirne geboten, emp¬ fing Feldw. August Haas die silb. TM. 1. Kl. zum zweitenmal, Feldw. Rudolf Freisinger, die Korp. tit. Zgf. Johann Ebner, Josef Krumschink und Wolfgang Wenzl, Gft. tit. Korp. Anton Schübel und Inf. Heinrich Schlltzenhöfer die silb. TM. 1. Kl. Einer Episode sei gedacht, die Fch. ü ü. R. Schlosser als Zugskommandant der 16. Komp, erlebte. „Jeder atmet auf", so berichtet Fch. Schlosser, „als der Ablösungsbefehl die Erlösung von dem höchst unbequemen Felsenlager bringt. Nach einer kurzen Orientierung und Reko¬ gnoszierung des Terrains durch den Kompagniekommandanten, Hptm. Glaser, und durch uns Zugskommandanten geht die Kompagnie vor. Jedes Gesicht war freudig erhellt, als es nun wieder im gewohnten Vor über Almwiesen, dann wieder über Felsblöcke springend und kletternd, den Kameraden der ehemaligen schwarz-gelben Brigade* zuging. Das Gewehr über den Arm gehängt, schlug manchem der braven Steirer das Herz höher, glaubte er sich doch in seiner Heimat, in seinen geliebten Bergen, auf seiner ihm so teuren Bergesmatte. Was machte es, wenn auch in regelmäßigen Abständen die kleinen, weißen Wetterwölkchen der Schrapnells in der Luft erschienen, eine oder die andere Granate heulend über unsere Köpfe hinwegstrich und hinter uns laut gellend, Erde und Steine speiend, zersprang. Die Natur hatte sich bis auf einen scharf wehenden Wind wieder beruhigt und uns so die Schreckens¬ nacht vergessen lassen. Meinem Zuge fiel die Aufgabe zu, als Reserve hinter dem linken Flügel des Abschnittes zu dienen. Und nun will ich eine ganz kleine Episode erzählen, so verschwindend klein gegenüber täglichen Ereignissen und Erlebnissen während dieser Zeit. Keine Kampfhandlung — nur ein stilles, einsames Geschehen. Sprungweise, von einem Felsblock zum anderen Deckung suchend, da wir jetzt in stark eingesehenes Gelände kamen, ging ich mit meinem Zuge in die anbefohlene Stellung. Sie war hinter einem niedrigen Hause, das einsam aus der sich weit dehnenden Weide lag. Vielleicht war es eine kärgliche Hirtenbehausung mit einem Schafstall. Durch das kleine Gebäude gedeckt, harrten die versammelten Schwärme ihrer Verwendung. Mittlerweile war es Mittag geworden. Die Granateinschläge um den Stall herum wurden immer mehr, auch in der vorderen Linie gab es Einschlag auf Einschlag. Zum Glücke schoß die feindliche Artillerie unsicher und nervös, so daß wir außer einigen Stein- und Erdtrümmern auf unsere Stahlhelme nichts abbekamen. Inzwischen waren auch einige Granaten in den Stall gegangen. Dem feindlichen Artilleriebeobachter blieb aber unser Hiersein nicht verborgen, und so kam es, daß — bald nachdem wir es uns dort bequem gemacht hatten — eine Granate nach der anderen vor und hinter dem Gebäude einschlug, übrigens war das Dach bereits von einigen Treffern zur Hälfte zerstört, so daß man wie durch einen Rahmenausschnitt sehen konnte. Nur mit vielen Ermahnungen war die Mannschaft zu bewegen, ruhig zu liegen und dem Feinde so wenig Bewegung als möglich zu zeigen. Eine Granate, die im Inneren des Stalles explodierte, hatte das darin befindliche Heu und Stroh in Brand gesetzt. Eine leichte, dünne Rauchfahne zog durch das zerschossene Dach, vom Winde gleich zerfetzt, zu uns herüber. Niemand legte diesem kleinen Feuer eine Bedeutung bei, und nach einigen Worten mehr oder weniger scherzhaften Inhaltes hing wieder jeder seinen Gedanken nach, zu lähmendem Nichtstun verurteilt. So war es inzwischen etwa 2 Uhr nachmittags geworden, als man einen dumpfen Knall vernahm, dessen Herkunft sich niemand erklären konnte. Unwillkürlich blickte jeder nach der brennenden Keusche — doch nein, dort war alles still. Der Wind hatte wieder etwas kräftiger zu wehen begonnen. Da, wieder einige solche dumpfe Detonationen; dazwischen war es, als hörte man ein leises Wimmern. Es war nicht möglich, die Richtung dieser Laute festzustellen. Wieder ein dumpfer Knall — fast gleichzeitig mit diesem ein in die Ohren schneidender Schrei ... Jeder sprang auf, jeder von uns doch an so verschiedene Geräusche gewöhnt — und doch — dieser Ton — das kam ja alles aus dem Stalle. Unaufhörlich surrten und heulten die Granaten heran, das Bombardement war schon ganz ausgiebig. 1 Im schleswig-holsteinischen Kriege 1864 bildeten Hessen und Belgier die nach ihren Aufschlägen benannte „schwarz-gelbe Brigade". 301