Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

Die Einleitung der Frühjahrsoffensivc aus Südtirol 
1916 
Vorbereitung und Versammlung der Streitkräfte 
Für den „zwischen Etsch und Suganatal mit gut zusammengehaltener HauptKvaft 
über die Hochflächen von Folgaria—Lavarone auf Thiene—Bassano" geplanten 
Vorstoß galt es zunächst, eine gewaltige Truppenmasse in dem lang hingestreckten, 
engen Etschtale zu versammeln. Das Heranführen der Truppen, der Zuschub unge¬ 
heurer Mengen an Munition, Verpflegung und vielfältigem Kriegsgerät auf der 
doppelgeleisigen Westbahnstrecke Wien—Innsbruck, sodann über den verschneiten 
Brenner sowie auf der bei Franzensseste einmündenden, bei Sillian im Feindfeuer 
stehenden eingeleisigen Pustertalbahn bot nicht unbeträchtliche Schwierigkeiten. Des 
weiteren forderte die Regelung der Ausladung in den hintereinanderliegenden, 
infolge der Talenge vielfach beschränkten Bahnhöfen und der Übergang auf die 
einzige, immer neben der Bahnlinie dahinlaufende Reichsstraße, über die schließlich 
alle Truppenteile marschieren mußten, dann die Unterbringung von Mann und 
Gerät bis zur Zeit ihrer Verwendung größte Sorgfalt. Nebst anderem war die 
Vermeidung von Stauungen und Anschoppungen mit ein Grund gewesen, der die 
Verfasser des ersten Operationsplanes auf den an sich nicht alltäglichen, aber doch 
wohl folgerichtigen Gedanken gebracht hatte, die Kräfte in zwei Armeen zu teilen: 
in eine für den Durchbruch besonders ausgestattete und in eine zweite für den 
Nachstoß, die im schmalen Etschtale notwendigerweise hinter der ersten auf¬ 
marschieren sollte1. 
Das für die Offensive notwendige Kräfteaufgebot — 14 Infanteriedivisionen 
und drei selbständige Brigaden — mußte den verschiedenen Fronten entnommen 
werden. Zwei Infanteriedivisionen und eine selbständige Gebirgsbrigade kamen 
vom serbischen, vier Infanteriedivisionen vom russischen Kriegsschauplätze; die 
anderen Truppen wurden von der Südwestfront herangeholt. Verursachten diese 
Abgaben bei der 10. Armee (Kärntner Front) keine nennenswerte Schwächung, 
so geriet die 5. (Isonzo-) Armee vorübergehend in eine schwierige Lage. Besonderes 
Augenmerk wurde der artilleristischen Rüstung geschenkt, vor allem der Heran¬ 
führung von 64 schweren Batterien, überdies wurden drei 42-em-Haubitzen, zwei 
ganz neuartige 38-cm-Haubitzen und eine 35-cm-Kanone bereitgestellt. Auch legte 
das AOK. Wert darauf, daß die nach Südtirol gehenden Heereskörper mit der 
ihnen nach der neuesten Organisation zukommenden Artillerie ausgestattet wurden. 
Hienach sollte jede Infanteriedivision über eine Feldartilleriebrigade mit je einem 
Feldkanonen-, Feldhaubitz- und schweren Feldartillerieregiment verfügen. 
Bis Mitte April sollte alles schlagbereit sein, um in Nutzung des ungewöhnlich 
milden Winters den Stoß zu vollführen. 
Und so rollte auch das Regiment seit dem 19. März in sechs Staffeln durch vier 
Tage und drei Nächte nach Südtirol. Aus dem küstenländischen Karstgebiete durch 
das aus der Friedenszeit wohlbekannte Kronland Krain über Laibach ging es der 
grünen Steiermark entgegen. Graz wird erreicht. Strenge Weisungen zur Geheim¬ 
haltung der Aufmarschtransporte waren ergangen; Mitteilungen hierüber waren 
1 Österreich-Ungarns Letzter Krieg, IV., 180. 
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