Volltext: Das Marnedrama 1914 1. Teil [22/I. Teil] (Band 22 1. Teil / 1928)

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Harter Kampf der 2. Garde-Res.Div. um Charleville. 
Bahntransporte nach Westen, also nach Paris zu, statt. Generaloberst 
v. Bülow gewann hierdurch die Überzeugung, daß die Gefahr für den 
rechten Heeresflügel von Paris her immer größer wurde und nur gebannt 
werden konnte, wenn es gelang, durch sofortiges und energisches Vorstoßen 
bis zur Seine und durch Heranbringen starker Artillerie in Reichweite der 
Bahnlinie im Seine-Tal diese Transportbewegung zu verhindern. Deshalb 
ordnete der um 12° mittags ausgegebene Armeebefehl rücksichtslose Ver- 
folgung für X. Ref.K., X. A.K. und Gardekorps nach Süden an. Tatsächlich 
waren aber die Meldungen, foweit sie von einer Fortsetzung des Rück- 
zuges sprachen, falsch. Der Feind vor der Armeefront war 
im Angriff nach Norden. Daß er auch vor dem linken Flügel 
der 1. Armee nicht auswich, ging aus der gleichzeitig bekanntgewordenen 
Nachricht hervor, daß das IX. A.K. in schwerem Kampf mit einem Gegner 
stand, dessen rechter Flügel bei Seu, 3 km südlich Esternay, festgestellt war. 
Der Schwerpunkt des Kampfes der 2. Garde-Res.Div. wurde damit in 
Richtung auf Charleville verlegt. 
20 Minuten nach Eingang des Korpsbefehls traf aber eine Mitteilung 
der 19. Inf.Div. ein, mit der diese das Eingreifen der 2. Garde-Res.Div. in 
den Kampf ihrer rechten Kolonne erbat, damit diese ihrerseits wieder durch 
Vorgehen in südöstlicher Richtung den übrigen Kolonnen des X. A.K. den 
Übergang über den Petit Morin und die Sümpfe von Saint Gond ermög- 
lichen könne; das X. A.K. käme nur langsam vorwärts. So sollten also die 
beiden Divisionen des X. Res.K. nach zwei Seiten helfen, ohne daß in diesem 
Augenblick klar zu übersehen war, was denn nun eigentlich vom Feind 
vor der eigenen Front stand. Denn noch war alles ruhig vor beiden 
Divisionen bis auf das mäßige Streufeuer der feindlichen Artillerie von 
Süden her in die Gegend südlich la Mortiere. Für die 2. Garde-Res.Div. 
konnte die Bitte der 19. Inf.Div. nichts an der Hauptrichtung des Vorgehens 
ändern. Charleville war das Ziel sowohl für den Fall, daß ihr Eingreifen 
zur Unterstützung der 19. Inf.Div. nicht mehr nötig war, erst recht aber 
dann, wenn der Angriff dieser Division von dort durch den Gegner be- 
hindert wurde. Nur vorwärts, vorwärts war die Losung in jedem Fall, 
um so mehr, als jetzt Nachrichten eintrafen, daß die 19. Inf.Div. in 
schwieriger Lage sei, und daß ihr rechter Flügel auf le Thoult zurückgehen 
müsse! 
Inzwischen hatten die nordöstlich la Pommerose eingesetzten Batte- 
rien der I./Res.Felda. 20 (1. u. 3.) das Feuer auf die französische Artillerie 
bei Charleville eröffnet, welche jetzt — etwa 215 nachm. — lebhaft 
antwortete. Die beiden schweren Batterien, welche vorher dorthin geschossen
	        
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