Volltext: Diarium oder Beschreibung der völligen Reis aus Oberösterreich in das Königreich Ungarn Und wiederum zurück

27 ließen, musste man sie manches Mal mit dem bloßen Degen abtreiben und wurden dabei einige gar darüber niedergemacht. Dieser dick ermeldte Berg ist einen Kanonschuss von der Festung, ist ziemlich hoch, hat eine Schanz auf seinem Gipfel, ein ruiniertes Gebäu, in welchem ein Loch, so unergründlich also, wann man einen Stein hineinwirft, hört man ein gute Weil ein erschröckliches Brausen und endlich ein Plumpfen, als wann der Stein in ein Wasser fiele. Man kunnte von diesem Berg gar bequemlich in die Festung, sunderlich aber die Scharmützel in denen Ausfällen und das Stürmen sehen. Hinter dem Berg hatte seine kurfürstliche Durchlaucht aus Bayern das Hauptquartier. Von erstangezogenen Trenchementen ist ein kleiner Weg zu einem Gebirg, welches nit hoch und ziemlich flach ist. Auf diesem Gebirg hat sich die völlige türkische Armee vielmalen in währender Belägerung sehen lassen und haben die Türken oft gegen die vorberührte Trenchementen ganz nahe avanciert, dahero es continuierliche Scharmützel abgeben, wobei sunderlich die Ungarn mit denen Türken zu tun bekumben, indem sie ihnen gemeiniglich nachkommandiert worden. Auf diesem Gebirg hatte auch der Großwesir mit der ganzen türkischen Armee die Ehre zu sehen, wie die Festung Ofen mit stürmender Hand an die Unsrigen übergangen. Die kaiserlichen Trenchementen haben wir wegen der Gefahr der Stuhlweißenburger Türken, welche zu selbiger Zeit nicht allein bei Raab, sundern auch um diese Gegend bei Ofen sich öfters sehen ließen, nicht besichtiget. Es waren aber bemeldte kaiserliche Trenchementen so curios nit zu sehen, weilen sie nit soviel Werk und Fortification vonnöten hatten, zumalen die Kaiserlichen anstatt der Fortification den sogenannten Schwabenberg zum Vorteil hatten. Dass die Türken öfters aus Stuhlweißenburg ausgangen, solle sie die in Stuhlweißenburg eingerissene Hungersnot darzu angereizet haben, allermaßen neben dem Hunger auch die Disenteria stark unter ihnen grassiert haben solle. Weilen nun die Besichtigung der kaiserlichen Trenchementen aus angeführten Ursachen von uns unterlassen, im Übrigen alles, was Notables vor der Festung gesehen worden, als sein wir durch das Wassertor in die Stadt geritten, um selbige inwendig in den Augenschein zu nehmen. Da kamen wir zu des türkischen Comendanten Haus, wovon nur die Rudera zu sehen und zwar auf zwei Seiten sein die Wahrzeichen von einer schönen, großen Stieg, welche in die Zimmer geführt hat. Unter der Stiegen zeigt sich, dass ein großes Tor müsste gewesen sein, welches auf die Pferdställ gerichtet, und allem Ansehen nach dieses Haus ein überaus schön- und kostbares Gebäu gewesen sein muss.
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