15
113
Vor unseren Augen tauchen Bilder auf
Vom Heimatland. Wir seh'n in weiter Halle
Sich die Geschenke hoch zu Bergen häufen,
Seh'n Frauen an der Arbeit, sie zu ordnen
Und immer neue Gaben kommen.
Der Reiche gibt von seinem Reichtum viel,
Der Arme gibt von seiner Dürftigkeit,
Jedoch er gibt die abgesparte Gabe
Aus seines Herzens tiefster Geberfreude.
Aus allen Teilen unsrer Vaterstadt,
Aus allen Teilen unsres Vaterlandes
Hat sich der Liebesgaben reiche Fülle
Gesammelt. Endlich rollt auf glatten Schienen
Der Heimat Weihnachtsgabe uns entgegen.
Wir seh'n, wie Pferde hochgetürmte
Schweraufgeladne Wagen südwärts ziehn
Und endlich, zu der Stunde der Bescherung
Liegt alles schon geordnet vor uns da.
Ein jeder tritt zum Baum und jeder nimmt,
Was liebevoll die Heimat ihm geboten.
Ein Kärtchen findet jeder bei der Gabe.
Bald ist es ein bekannter Name, den
Der Zufall freudig uns entgegenschickt,
Bald ist der Name wieder völlig fremd,
Doch der die Gabe schickte, uns kein Fremder,
Denn wer uns fremd, beschenkt uns nicht so reich.
Verwandt ist heut uns jeder in der Heimat,
Denn eure Liebe wandelt unter uns
Und schenkt uns Liebesgaben.
Weihnachlstraum!
Uns ist, als sei der alte Weihnachtsspruch
,,Und Friede auf Erden!" der Erfüllung nahe.
In Fahnenschmuck prangt unsre alte Stadt
Und jubelnd ziehen wir in eurer Mitte
Als Sieger ein. Sei's, wann es immer sei,
Sei's junger Frühling oder später Herbst
Uns sollen dann die Weihnachtsglocken läuten:
„Und Friede allen Menschen auf der Erde!
Die einig, eines guten Willens sind!"
Weihnachten 1915. Beim Negimentskommando in Hochlinz im Krngebiet wurden die von
der Postdirektion Linz gespendeten 25 silbernen Taschenuhren an die bis dahin am längsten
an der Front gewesenen Zweier verteilt.
Auch der Kommandant der Südwestfront, Erzherzog Eugen, hatte alle unter seinen Befehlen Stehenden
mit einer Weihnachtsgabe erfreut. Jeder erhielt ein Autogramm mit dem Bilde und außerdem noch jeder
Offizier einen eisernen Ring mit den Initialen Seiner kaiserlichen und königlichen Hoheit.