101
Wegen, 'die schon im Herbste Schwierigkeiten boten
und manche Verluste an Tragtieren brachten, auch im
Winter den Nachschub zu bewerkstelligen, zwang zur
Anlage neuer Wege, die in Zukunft den gesamten Ver
kehr über das Regimentskommando leiten werden.
Heute schon führt ein zwei Meter breiter, präch
tiger, kühn entworfener Weg in langen und deshalb
wenig steilen Serpentinen am Rücken links vom
Lawinengraben empor, erreicht, nach beiden Talfeiten
die herrlichsten Ausblicke bietend, auf halbem Wege
den Berghilfsplatz und steigt dann, auf mächtigen
Stützmauern ruhend, in gleicher Breite bis zur Höhe
des Regimentkommandos empor. Die Breite des
Weges, der für kleine Fuhrwerke fahrbar ist und die
aus festgestampftem, kleinen Schotter gefügte ebene
Fläche, vermindern die Schwierigkeit des Nachschubs
bedeutend. Erbauer des Weges ist Leutnant Ing. B u l-
s o n. Bauleute waren die fleißigen Arbeiter der
Militär-Arbeiter,-Wbtzeilung 48/3.
An diesen Weg schließt sin im Bau befindlicher
H o r i z o n t a l w e g, von gleicher Breite und gleicher
Festigkeit an, der das Regimentskommando einerseits
mit dem Tale, andererseits mit den Bataillonen ver
binden soll. Der Weg, der zum großen Teile bereits
fertig ist, hat zum Erbauer Jng.-Leutnant D o l l e n z.
Die Leitung des Baues lag in den Händen dies
Offiziers-^Stellvertreters B a u e r und der Regiments-
Pioniere Zugsführor Grub maker und Zugsführer
W i n d ft e t g. An den Horizontalweg schließt ein schon
ausgebauter Weg an, der zum Bataillon Engels führt,
ein anderer in Bau befindlicher Weg steigt von der
Stelle, wo der Talweg den Horizontalweg trifft, die
Höhe Kote 12 8 8 empor, traversiert eine 80 Meter
hohe Steilwand und erreicht auf dem Rücken links vom
Lawinengräben den alten Weg zum Bataillon Krauß.
Zum linken Flügel wird eben vom Regimentskom
mando ausgehend, ein breiter Weg gebaut. Dieser
führt schräg den Hang abwärts- umkreist eine hinter
der Kanonenhöhe liegende Rückfallskuppe und führt
dann an der Reservestellung des Bataillons vobrei zum
alten Wege. Alle diese Woge, deren Bauleiter Ingenieur-
Leutnant Dollenz ist, werden ausgeführt von der beim
Regimentsstabe eingeteilten Mannschaft. Sie sind zwei
Meter breit, haben festen Unter- und Oberbau und
eine geringe Steigung. Kleine Abteilungen der Reserve,
deren Unterkünfte an den Wegen angelegt werden,
sorgen für die Freihaltung des Weges im Winter, so
daß der Nachschub selbst zur Zeit des größten Schnee-
falles nicht behindert ist.
Das Regimentskommando, das militärische Zen
trum, das durch die Wegeanlagen auch zum wirtschaft
lichen Zentrum geworden ist, bildet ein kleines Dorf
für sich. Ein eigenartiges Bild, wenn man am weiß-
überschneiten Hange, überragt von dem schneeumspon
nenen Geäst der Baumkronen, plötzlich die dunklen
Hütten kleben sieht. Jede Hütte ruht auf einem brei
ten, oftmals meterhoch aufgebauten Plateau. Die ganze
Anlage krönt der überragende Bau wes Regiments-
komimandos, ein großes Blockhaus mit Blech gedecktem
Giebeldache. Das Innere des Hauses gliedert sich in
vier große, lichte Räume, die Kanzlei und die Wohn-
räume des Regimentskommandanten und der beiden
Adjutanten. Baumeister des Hauses ist Infanterist
Landerding er, von Berns Baumeister. Ein Gang
verbindet das Blockhaus mit der alter: Kommandohütte.
Sie ist heute Ofsiziersmenage und enthält außerdem
zwei kleine Fremdenzimmer. Unterhalb des Regiments
kommandos liegt die Hütte der Telephon-Patrouille.
Hier ist das Zentralnervensystem des weitläufigen
Körpers unserer Stellung. Uber der Hütte kreuzen sich
zahllose Telephondrähte, welche 24 Stationen und acht
Dosentelephone mit der Zentrale verbinden. Unweit
dieser Hütte steht die Telephonhütte der Artillerie
gruppe, welche zum Teil eigene Telephonleitung hat.
Um die Blockhäuser gruppieren sich die anderen, der
Alpine „Bischofssitz" (Sitz des Feldkuraten, des Regi
ments-Chefarztes und des Artilleriegruppenkomman
danten). Die „Billa Pfadfinder" (Ordonnanzen), die
„Villa Arbeitslust" (Pioniere), die „Akademie der
Künste", ein Sanitätshilfsplatz, zwei Küchen, eine
Dienerhütte und ein großes Verpflegsdepot. Selbst
ein Bad, das „Marsbad" fehlt nicht, dessen Benützung
allen Offizieren der Front zur Wohltat werden soll.
Das Wasser zum Bade liefert die „Dollenzquelle", die
aus dem Tale heraufgeleitet wird und die nie versiegt
— wenn sie nicht eingefroren ist. An der rechten Seite
des Hanges befindet sich die Schmiede und die Tisch
lerei, etwas unterhalb eine Baracke für einen Zug.
Breite Wege führen durchs die Kolonie, schmale Steige
klettern zwischen ihnen als Verbindungspfade auf und
ab. Die ganze Anlage von der außer der alten Kom
mando-Hütte nichts vorhanden war, als das Landwehr-
infanterieregiment 2 die Stellung übernahm, wurde
allein von der Mannschaft des Stabes gebaut. Die vor
züglichen Weg anlagen ermöglichen es, vom Regiments
kommando aus mühelos die Bataillons-Abschnitte zu
besuchen, denen die folgenden Kapiteln gewidmet seien.
Abschnitt Major Krauß.
Ein breiter Lawinengräben, mit grauen Felstrüm
mern besäet und mit niedrigem Erlengestrüpp bewach
sen, führt zwischen Lipnik und Teufelsfelsen ins Tal.
Hier steigt in unzähligen Serpentinen der alte Weg
zum Abschnitte Major Krauß empor, wendet sich aus
dem Lawinengang nach links und erklimmt eine Rück-
fallsknppe von Kote 1776, deren Höhezug von vorberei
teten Aufnahmstellungen bekrönt rst. Der im Lawinen
graben liegende Teil des Weges ist im Winter ungang
bar, deshalb wird eben der schon erwähnte neue Weg
gebaut, der in Serpentinen den steilen Waldhang der
Rückfallskuppe bezwingt, auf der Höhe einer 80 Meter