Volltext: Oberösterreichische Bauerngeschichten. Zweites Bändchen. (Zweites Bändchen / 1858)

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Die andere der beiden Frauenspersonen, der ersteren 
gegenübersitzend, noch einmal so alt wie diese, war eine 
feiste, unförmliche Gestalt von abstoßendem widerlichen 
Aeußern; nachlässig hingen die schmutzigen Kleider an 
den dicken, schlotternden Gliedern. Hohn und Bosheit 
waren Zug für Zug auf dem blaurothen, aufgedunsenen 
Gesichte gelagert. Die roth und blau geränderten Augen 
glotzten glanzlos aus ihren Höhlen. Deutlich waren 
ihrem ganzen Wesen die Spuren früheren „Gelcbt- 
habens" aufgedrückt. Hausirerin war sie ihr Lebenlang; 
bald trug sie dieses, bald jenes zum Kauf — doch 
stets nur Bedürfnisse für Herren, mit denen sie am 
liebsten verkehrte. Jetzt war sie Traumdeuterin. eifrige 
Lottvspielerin und nebstbei Dienstzubringerin; von diesen 
bequemen Beschäftigungen lebte sie recht gut. Sie schien 
jetzt eben mit der ihr gegenübersitzenden jüngeren Per 
son in ein „Geschäft" getreten zu sein; denn ohne 
auf deren erste Aeußerung weiter zu achten, fuhr sie in 
höchst redseliger Weise mit absonderlicher Zungenfertig- 
. keit, aber mit völlig heißerer, fast klangloser Stimme 
fort: „Du wirst sehen, Cili, was der Herr Futter 
berger für ein seelenguter Herr ist. Wenn auch in 
Jahren schon ziemlich vorgerückt, ist er doch heiter und 
voller Leben — er stellt noch einem jetzigen Jungen 
seinen Mann." 
„Meine liebe Frau Peterlin, das kümmert 
mich nichts; das war auch mein ganzes Leben hindurch 
mein Brauch, mich in einem Dienst nie um das Thun 
und Treiben der Herrenleute zu bekümmern. Ich bin 
gewohnt, pünktlich und accurat meine Arbeit zu ver 
richten und fordere dafür weiter nichts als meinen Lohn 
und wenn auch keine zuvorkommende, doch eine ordent 
liche Behandlung. Es glaubens die nicht, die nie gedient
	        
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