Volltext: Katholische Dichtung

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Himmel feien — und die weißen Wolken und die weißen Wellenkämme und 
die weißen Mauern — und die braunen Buben und die dunkeln Mädchen 
augen. Mit Schelmengefchmunzel erzählte er, wie duft er fich allweg durch- 
gedalft und trotz den Pickelhauben nur dreimal hinter die Klappe verirrt 
hätte; zwar fei er das letztemal den Winter lang verfchütt geblieben, da fei 
er in die Drahfcheiben gefahren und dort habe ihn der Zwang zu arbeiten gar 
böslich gezwickt. 
Als die Nachbarn wußten, daß der alte Landftreicher bleibe, da füllte fich 
unfer Heimgarten auch untertags; ganze Nachmittage nebelten fie aus ihren 
Pfeifen und ließen fich unfern Moft fchmecken; nach der Abendfuppe kam 
auch das Dienftgevölk, denn es war zu unterhaltlich bei uns. 
Und unfer Reifeburich fchnaderte Zeit und Weil, und wer ihn hörte, der blieb 
picken, folange ein Knödel im Hafen war, und meinten wir eines Abends, 
nun hätte der mundgewandte Plachander aufgezwitfchert, nun kennten wir 
feinen frummen Lebenslauf und feine Storcherzüge, feine Klüge und feine 
Rackertaten, fo täufchten wir uns: nächften Abend wußte er neunundneunzig 
andere JFaxen zu berichten, und fo ging es fort. Ich hing an feinem Munde, 
mit Verlaub zu fagen, ich umzingelte ihn fchier, denn er kohlte aller Daumlang 
eine neue Schnake auf; die Hanne aber behabte fich als meine Klette. Ob 
der Strupp untertags befcheiden und ein wenig abfeits von den Hausleuten 
auf der langen Mauerbank ruhte und fpreizbackig knaufchend feine Jaufe 
verzehrte, ob er nach Pennbruderart mit fichtlichem Behagen in feinen Sieben 
fachen kramte oder abends, eh er in die Kifte kroch, halbgrantig feinen Draht 
auf einem Finger auslegte: immer, immer war ich um ihn, plaufchte und 
fcherzte und ließ mir Pollen reißen. So unfchön und fpör fein Zwiebelgeficht 
auch war, wenn er aus feinem Strunzerleben zum beften gab, dann ftrahlte es 
gar glückhaft, und ich mußte ihm glauben, und in der Einfalt meines Gemütes 
glaubte ich auch trotz dem Spotte der Großen; die mäkelten, es fei wohl 
etliches erftunken, was uns diefes Redhaus vorfpeuze. 
Ein freundlicher Tag — und der Strupp ftopfte fein Felleifen und fchon war 
er entfchwunden; feine Schwänke aber klangen wieder und wieder in mir 
nach wie die Weifen rührender Volkslieder. Ich lebte mich fo in fie hinein, 
erzählte fie in hundert Spielarten den Dorfrangen und fehnte mich nach 
nichts, als einmal wie der Strupp auf die Walz zu gehn. 
Textprobe aus: „Zu Fuß um mich jelber“ von Wolf gang Eichbaur. 304 S. Leinen M. j.50 
Wie unendlich reich an Eindrücken und Entdeckungen, an Wundern 
und Tollheiten die Jugend ift, was in der auf horchenden, ftaunenden, 
traumweichen Knabenfeele lebt und leidet, worum der Jugend Herz 
bangt und jauchzt, das alles fprudelt in diefer Erzählung. 
„Ein gefundes und. wohlgelauntes Buch, ein Heilquell, an dem der Lefer 
fich munter trinkt . . . ein Stück ungebrochenen Volkstums, so felbsts 
verftändlich und auf so geradem Wege aus dem Volksherzen geftiegen 
wie früher Volkslied, Märchen, Sage. u Franz Herwig
	        
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