Volltext: Österreichische Kriegsgeschichten 1914/15

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drehten uns mit dem Rücken zusammen und machten uns 
die Fesseln auf. Mein Kamerad, -ein Kärntner, war un¬ 
verletzt gefangen worden. Den Fuhrmann hatten sie für 
eigene Zwecke verwendet. Mein Kamerad sagte: „Ich kann 
nicht reiten/' Ich gab ihm zur Antwort: „Das macht 
nichts!" Nun ging's los! I e d e r n a hm ein P f e r d, 
das dort am Heuschober stand, auch eine Mütze, die bei 
der Hand war, ging mit, das altes in tiefster Ruhe. Wir 
liefen in den Wald und horchten, ob sich« nichts regte. 
Eine russische Streifwache kam; sie zog aber vorbei. Nun 
auf die Pferde! Ich konnte nicht hinauf, mein Kamerad 
mußte mir helfen. Ich- sagte ihm, er solle sich, nur fest¬ 
halten, das Pferd wird schon nachgehen. Nün ging es 
fort in wildem Galopp. 
Nicht lange dauerte es, als uns eine russische Wache 
entgegenkam. Sie beachteten uns aber gar nicht. Wir 
ritten weiter bis in die Frühe und kamen in einen Wald, 
in dem eine Hütte stand. Dort fanden wir einen Spaten, 
ein Beilpickel und Heu, das wir mitnahmen. Im Walde 
gruben wir uns ein, die Pferde bänden wir weit weg von 
uns an Bäume. So warteten wir im dichten Walde, bis 
der Tag vorbei war. Natürlich hatten wir argen H unger. 
Bei Tage orientierten wir uns nach dem Donner der Ge¬ 
schütze, wo unsere Leute sein könnten. Endliche wurde es 
Nacht und nun ging der Tod es ritt los. 
Mitten unter den Russen. 
Wir ritten gegen die russischen Reserven. 
Auf einmal hörten wir hinter uns Trab, Trab; wir ver¬ 
steckten uns in einem Walde. Es kamen Kosaken. Wir 
ließen sie vorüber und ritten etwa zweihundert Schritte 
hinten nach. Auf einmal hatten wir sie verloren. Wir 
kamen an der ersten russischen Schwarmlinie vorüber, die 
zweite jagte uns durch einen Sumpf. Das Wasser ging 
uns bis zur Mitte, die Pferde schauten nur mit dem 
K op fe hieraus, ab er die kleinen Pferde können 
schwimmen wie Fische. Als wir wieder draußen 
waren, sahen wir, daß uns die Kosaken verfolgt hatten 
bis auf tausend Meter. Nun gab's ein Ringen auf 
Leben und Tod. Es kam die letzte Schwarmlinie her
	        
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