Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

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edle Tafelsorten von Kremsmünster bezogen. Herr Köllner, welcher die wich 
tigsten Arbeiten selbst verrichtet, erzieht die Bäumchen ohne Stangen nach 
Dr. Dittrich'scher Methode, mit Benützung des Sommerschnittes. Diese kleine 
Baumschule enthält 1200 Stücke, ist musterhaft gepflegt und gewährt einen 
sehr erfreulichen Anblick. Die Bäume, größtentheils Aepfel, zeigen einen recht 
kräftigen üppigen Wuchs. Die Hälfte dieser schönen Hochstämme mit Klein 
kronen vollendet in vier Jahren ihre Wachsthumperiode. 
Dieselben werden im nächsten Jahre auf dem anliegenden herzoglichen 
Wiesengrunde ausgepflanzt, und dürften daher keine Bäume aus dieser Schule 
zum Verkaufe gelangen. 
Bezirk Wels. 
In dem Bezirke Wels befinden sich sehr viele Baumschulen, und zwar 
großtentheils in der Pfarre Buchkirchen, in den Ortschaften Buchberg, Rad 
loch, Oetzing, Uttenthal, Hartberg und Scharten rc. Diese Baumschulen 
sollen ursprünglich durch Anregung eines dortigen Herrn Pfarrers ent 
standen sein, und da die Besitzer solcher Schulen ihre Bäume stets zu 
guten Preisen am Welscrbaummarkte verkauften, so vermehrten sie sich ziem 
lich stark. Gegenwärtig bestehen daselbst noch bei 40 größere und kleinere 
Baumschulen, welche über 260.000 Bäume erziehen, von denen jährlich 
10- bis 12000 Stücke Hochstämme abgebbar sind. Die Arbeiten in den 
Baumschulen besorgen die hier zahlreichen Baumwärter (Baumzügler), welche 
die Vorbereitung des Grundstückes, die Anschaffung und Anpflanzung der 
Wildlinge, die Veredlung und Erziehung der Obstbäume übernehmen und 
dafür als Entlohnung den halben Antheil des Geldes für die verkauften 
Bäume erhalten. 
Der Grundbesitzer gibt den Grund hiezu, übernimmt die Umzäunung 
und liefert die nöthigen Baumstangen; ferners besorgt er den Transport der 
Bäume auf den Markt. Da der Boden die Erziehung, Lage und der Absatz rc. 
ziemlich überall gleich sind, so werde ich nur die 2 umfangreichsten Baum 
schulen, welche zufällig ohne Unterbrechung aneinanderliegen, hier näher an 
führen. 
In der Ortschaft Radloch besitzt Herr I. Stur mb au er zu Hörling 
eine über 1000s^o große Baumschule in 6 älteren und 3 jungen Schlügen 
mit 25.000 Bäumen, wovon jährlich 600—800 hochstämmige Exemplare 
abgegeben werden. Daran stoßend ist die 1 Joch große Baumschule des Jos. 
Weiß in Hörling; sie enthält an 35.000 Bäume und 1000 Stück abgebbare. 
Der Grund ist tiefer Lehmboden an sanfter südwestlicher Abdachung und wurde 
einen Spatenstich tief umgearbeitet. Die Wildlinge in Wels angekauft, sind 
12—14 Zoll entfernt, in 1 Schuh abstehenden Reihen gepflanzt, und wer 
den im zweiten Jahre mittelst Spaltpfropfen veredelt. Die Pflaumen werden 
auch mittels Okuliren, mit Damascener-Pflaumen, Reineklaude und Apri 
kosen, letztere häufig in die Krone, zu Hochstämmen veredelt. 
Hier werden fast durchgehends mehr Birnen als Aepfel gezogen, welche 
mit schnell wüchsigem Mostobst veredelt sind; selten auch mit Tafel- oder 
Marktobst. In jeder Baumschule werden auch Zwetschkenbäume erzogen. Außer 
dem findet man hier gewöhnlich auch Quitten - Unterlage für Zwergobstbäume, 
selten jedoch werden Zwergüpfel sowie Kirschbäume und edle Pfirsichbäume
	        
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