Volltext: 44. Heft 1914/15 (44. Heft 1914/15)

~ SM 1^- Juli hatte hier der Angriff 
gegen die russischen Vorstellun¬ 
gen eingesetzt. Am 22. Juli 
. _hatten die ersten Truppen 
H zwischen Rozan und Pultusk 
den Übergang über den Narew 
erzwungen, die Front war 
durchbrochen. Die wütendsten 
Gegenstöße der Russen, die die 
-:a große hieraus entspringende 
y ' 4 Gefahr wohl erkannten, blieben 
.sisuwiT»-, , , . vergeblich. Im Gegenteil: 
. i ,;v-; :5S der deutsche Angriff blieb im 
ständigen Fortschreiten, an 
i mehreren anderen Stellen 
'H*»warfen sich neue deutsche Divi- 
^ sioaen, unterstützt durch eine 
8r ; treffsichere Artillerie, über den 
Fluß. Gleichzeitig hatte der 
^ deutsch-österreichische Angriff 
Süden die Linie Jwan- 
jP» gorod —- Lublin — Eholm er- 
>; reicht. Zwischen Jwangorod 
|k ^ und Warschau erkämpfte 
Generaloberst von Woyrsch den 
Übergang über die Weichsel. 
^7, ' ;^4’ So waren die rückwärtigen 
M.' ^ Verbindungen von Warschau 
a^;J- /J*und Jwangorod aufs schwerste 
gefährdet. Die Russen ließen 
es hier aber weder auf 
eine Entscheidungsschlacht, wo¬ 
zu hier alles drängte, ankommen, noch auf eine Be¬ 
lagerung der Festungen. Fast kampflos wurden beide 
strategisch so wertvollen, so stark befestigten Plätze ge¬ 
räumt. Eins hatte die russische Führung damit erreicht,; 
sie hatte wenigstens ihr Heer für eine Zeitlang „gerettet". 
Die politische Bedeutung der Eroberung Warschaus 
läßt sich nur mit dem Fall Antwerpens vergleichen. Der^ 
ganzen, vom Vierverband durch falsche Nachrichten in 
bewußter Irreführung über den Stand der Dinge im 
Osten gehaltenen Welt wurde jetzt mit einem Schlage 
klar, daß die Macht des russischen Heeres gebrochen war: 
freiwillig räumt man nicht solche bedeutungsvollen Plätze, 
wie die Hauptstadt Polens und stärkste Feste der russischen 
von hinten kommend aus 3000 r~~~ 
Meter in steilem Gleitflug wie 
Raubvögel auf ihn herab. In 
dieser Lage können die Deut- M f 
sehen bequem zielend ihn mit 
Karabinern beschießen. Der W, 
bereits mehrmals getroffene U? 
Russe versucht eine Wen- M 
düng, um sich mit seinem 
Maschinengewehr wehren zu WA 
können, aber die Deutschen 
parieren geschickt durch starkes |||1 
Ziehen des HöhensteuerZ, mtk 
wodurch sie die Fahrt ver- 
langsamen und hinter dem 
ungeschlachten Feinde bleiben, ||||j 
um dann immer wieder er- Bb 
neut auf ihn niederzustoßen. 
Eine halbe Stunde schon §||jj 
dauert diese Jagd in den Lüf- WW 
ten, direkt über den russischen 
Linien auf der Erde, die nicht 
in das Gefecht selbstfeuernd |||| 
eingreifen können, weil sie WM 
sonst ihr eigenes Flugzeug 
gefährden würden. Die Deut- jggt 
scheu haben fast schon ihre ||p 
ganze Munition verschossen, 
da setzt der „Jlja Murometz" mm 
plötzlich zum Gleitfluge und 
zur Flucht ein. Sein Füh¬ 
rer ist zweimal verwundet, 
und die Benzinbehälter lassen aus sechzehn Treff- 
löchern das Benzin ausfließen. 
Die Deutschen lassen von ihm ab; ihre Aufgabe 
ist erledigt und sie erreichen glücklich wieder das eigene 
Lager, wo sie als Sieger begrüßt werden. 
Die russischen Riesenkampfflugzeuge sind von dem 
Ingenieur Sikorsky konstruiert und von der Baltischen 
Waggonfabrik in Riga erbaut. Die Fabrik wird ihren 
Betrieb nun ja bald verlegen müssen, was nicht zur För¬ 
derung des russischen Flugzeugwesens beitragen dürfte. 
In Ermangelung betriebssicherer Luftschiffe haben auch 
unsere übrigen Feinde Kampfflugzeuge in ihre Luft¬ 
geschwader einstellen müssen, die zwar größer als unsere 
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Ansicht von Warschau, 
deutschen sind, aber doch nicht so groß und ungeschickt 
wie die russischen. England verwendet dazu Doppel¬ 
decker mit hinter den Tragflächen liegendem Propeller 
verschiedener Typen, die vor den Tragflächen einen 
kanzelartigen Ausbau des Rumpfes haben. Auch Frank¬ 
reich benutzt teilweife gepanzerte, mit Maschinengewehr 
ausgerüstete Kampfflugzeuge; besonders Henry-Farman- 
Doppeldecker mit vorderer Gondel. 
Daß während des Krieges auch wir zum Bau 
von Kampfflugzeugen geschritten sind, ist ebenso 
selbstverständlich, wie daß bei denselben alle seither 
gemachten Erfahrungen berücksichtigt wurden und 
daß sich dieselben so ausgezeichnet bewährt haben, 
daß sie älteren feindlichen Konstruktionen als 
überlegen bezeichnet werden können. 
Zum Fall von Warschau und 
Jwangorod. 
Im Jahre 1912 hatte der russische Gene¬ 
ralstab die Absicht, die vorspringende Bastion, 
die gebildet wird aus der Njemeu-Narew- und 
Weichsellinie, aufzugeben. Erst auf das Drän¬ 
gen Frankreichs beschloß er, diese Linie wie¬ 
derum als Ausgangspunkt der großen Offensive 
gegen Deutschland zu wählen. Dreizehn völlig 
aus Kriegsfuß gehaltene Korps wurden im 
Jahre 1913 in diesem engen Raume ver¬ 
sammelt, der beim Kriegsbeginn 1914 als Aus- 
marsch- und Ausfallsfront zugleich diente. Die 
Schlachten von Tannenberg und in Mafuren 
machten aber den großzügigen Offensiven gegen 
Norden ein vorzeitiges Ende. Der russische 
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, 
Phot. R. Sennecke, Berlin. 
Phot. R. Sennecke, Berlin. 
Das gesprengte Fort 6 der Festung Warschau. 
Erbeutete russische Geschütze und Nurforrnstücke.
	        
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