Volltext: 37. Heft 1914/15 (37. Heft 1914/15)

Phot. Kilophot, Wien. 
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ober einzelne Patrouillen bie Hänge entlang. In 
Baracken biwakieren bie Truppen, benen mangelhafte 
unb wenig zahlreiche Ortschaften im Gebirge keine aus- 
retchenbe Unterkunft gewähren. Unter militärischer 
Aufsicht arbeiten starke Kolonnen von Lanbeseinwohnern 
an notbürftiger Ausbesserung ber Wege unb Paßstraßen; 
eine fast vergebliche Arbeit, wenn bie Mittagssonne 
bie ausgefahrenen Gleise unb- tiefen Wagenspuren in 
Schneeschlamm unb tiefe Wasserlöcher verwanbelt. Zer¬ 
störte Gehöfte, wenige schwarze, aus ber Schneebecke 
ragenbe Trümmer unb Mauerreste bezeichnen bie 
Stätten ehemaliger Gebirgsbörfer. Für bie aus ber 
Feuerlinie in bie Felblazarette abgeschobenen Ver- 
wunbeten unb für bie Kolonnen unb Trains sinb an 
Teilstrecken ber Paßstraßen behelfsmäßig Erfrischungs¬ 
stationen in Baracken errichtet worben. Unter benkbar 
schwierigsten Verhältnissen vollziehen sich bie Kolonnen¬ 
bewegungen hinter ber Front: eine Riesenarbeit, zu 
beren Bewältigung nur eisernes Pflichtbewußtsein fähig 
ist. Hier im Hochgebirge leisten bie Kolonnen mit ihren 
erschöpften Pferben in Eis unb Schnee Taten stillen, 
aber besto einbrucksvolleren Helbentums." 
Von biesen gewaltigen Mühen entwirft ber Bericht 
noch weiter ein anschauliches Bilb: „In enblosem Zuge 
arbeitet sich hier mit Pferbe- unb Menschenkraft eine 
Munitionskolonne auf Schlitten zur Paßhöhe hinauf. 
Die schwerfälligen Fahrzeuge einer geleerten Ver¬ 
pflegungskolonne begegnen ihr auf berrt Marsch tal¬ 
abwärts. Schwere Bremsschuhe verhinbern nur mit 
Mühe bas Abgleiten ber Wagen auf ben schmalen, 
glatten Serpentinen bes Weges. Kraftwagen ber 
höheren Befehlshaber kriechen mühsam bergauf unb 
winben sich zwischen ben Fahrzeugen hinburch. Hier 
hilft ein Trupp zurückgeführter russischer Gefangener 
einen an steilem Absturz im Schnee festgefahrenen 
Kraftwagen befreien. Am stahlblauen Winterhimmel 
kehren ratternb zwei Flugzeuge von ber Erkunbung ber 
russischen Stellungen zurück. Die abgeworfenen Photo¬ 
graphien zeigen beutlich erkennbar bie feinblichen 
Schützengräben unb Truppenansammlungen auf ber ab- 
gebilbeten Schneefläche als schwarze Linien unb Rechtecke. 
Ein eiserner Wille nur scheint hier auf biesen ver¬ 
schneiten Gebirgsstraßen ber Karpathen zu herrschen, 
nämlich ber, ben broben kämpfenben Kameraben unter 
allen Umstänben Munition unb Verpflegung heranzu¬ 
führen. Der Begriff bes Hinbernisses hat in ben Kar¬ 
pathen seine Bebentung völlig verloren." 
Selbst bie russischen Berichte, bie in ihrer kühnen 
Erfinbnngsgabe unb unbekümmerten Umkehrung ber 
Tatsachen noch mehr leisten als bie ihrer Verbünbeten 
im Verschweigen unb Verbrehen, mußten nachgerabe 
wiberwittig zugeben, baß ihre Gegner Außerorbentliches 
vollbracht hatten. Sie sprachen von ber „bebeutenbeu 
Offensivkraft bes in ben Karpathen operierenben Geg¬ 
ners" ; sie entschulbigten ihr Zurückweichen „in vorher 
zugerichtete Positionen" mit ber rücksichtslosen Kraft 
ber Offensive bes Feinbes; sie hoben ihr Aushalten 
an einigen Punkten trotz bes „noch immer sehr großen 
Druckes bes Gegners" hervor; sie rühmten bas Fest¬ 
halten einer Stellung unb ihren „heroischen Wiberstanb 
gegen zehn ctufeincmberfolgenbe Bajonettangriffe". 
Vorn an ber Front ber Verbünbeten bewährten 
sich besonbers bie Schneeschuhkompagnien. Die Auf¬ 
klärung auf nahe Entfernungen vor ber Front konnte 
nur burch ihre Patrouillen geleistet werben. Ein In¬ 
fanterist würbe zu ben Wegen in tiefem Schnee für 
Strecken, bie auf Schneeschuhen in kürzester Frist burch- 
messen werben, viele Stunben gebrauchen. „Geräusch¬ 
los, fast unsichtbar in ben weißen Schneemänteln, 
huschen biese Patrouillen über bie Hänge, über bie 
bewalbeten Bergrücken, erscheinen halb in ber Flanke, 
balb im Rücken ber feinblichen Stellungen." 
Wiederherstellung einer von den Rnssen gesprengten Brücke in den Karpathen.
	        
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