Volltext: Der Sammler 6. Jahrg. 1910 (1910)

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freundliches entgegenkommen. 
Von einem; solchen kann der Mnsealverein 
berichten. 
In der vorvergangenen Woche wurde be 
kannt, daß in Wallensham, Gemeinde Brunnen 
thal, bei Umgestaltung einer Auszugswohnung ein 
irdener Topf gefunden wurde, in dem eine große 
Anzahl von Münzen, in Form von kleinen Silber 
plättchen enthalten waren. Bald wurden auch 
dem) Musealvereine derartige Münzen zum.Kaufe 
angeboten. Es war zu befürchten, daß auf diese 
Weise der ganze Fund zerstreut werde und ver 
loren gehe. Um dem vorzubeugen wurde Einstuß 
genommen und es gelang auch durch die Inter 
vention des Bürgermeisters C. A l t m a n n, den 
Besitzer des Hofergutes in Wallensham zu be 
stimmen, den gefundenen Topf samt dem noch vor 
gefundenen I Inhalte dem Museum zuzuführen. 
Nach Mitteilung des ersteren war der graue 
unglasierte Topf im Fußboden neben einem starken 
Holzbalken (Tram) verborgen. Bon der Auszug 
stube ging dieser Balken durch in eine niedrige 
finstere Kammer. Beim Ausnehmen des vermo 
derten Holzes hat die Magd mit der Haue den 
Topf angeschlagen, wodurch die Münzen sichtbar 
wurden.'((Außer den -kleinen Münzen, sogenannte 
Wiener Heller, aus der Zeit 1534 — 1544 waren 
noch mehrere größere Silberstücke im Topf, von 
welchen 2 Stück an das Museum kamen. Die 
eine, kleinere, ist' ' die ' ältere, denn sie zeigt die 
gothische Schrift, darunter das Wort Dux, also 
Herzog, alles andere ist unleserlich. Auf der 
Rückseite ist deutlich das Wappen der Stadt Wien 
zu erkennen. Demnach handelt es sich um eine 
Babenberger (Münze. ((Die7 zweite größereßMünze 
zeigt auf der Aversseite den hlg. Sebastian mit 
einer großen Anzahl von Pfeilen; die Umschrift 
lautet: St. Sebastian Martyr. 1519. Auf der 
Rückseite (ist ein vielgestaltiges Wappen mit einem 
großen Hundskopf.' Umschrift: Wolfgangum 
Joanum. Oting. 
Die kleinen Münzen dürften insgesamt an 
2000 Stück gewesen sein. 1100 an der Zahl sind 
noch in dem Topf geborgen. 
Das städtische Museum hat sich mit der 
Erwerbung d.s Fundes um ein gewiß interessantes 
Stück bereichert. 
Der Fund gehörte eigentlich der Schwägerin 
des Besitzers des Hofergutes die ersteren mit der 
größten Bereitwilligkeit an das Museum abge 
treten hat, was gewiß dankenswert und anerkennens 
wert ist. 
Somit birgt das Stadtmuseum aus der Ge 
meinde Brunnenthal bereits zwei wertvolle Funde: 
die Pferdetrense aus keltischer Zeit, eine Zierde 
des Museums und nun auch den gewiß belang 
reichen Münzenfund. 
Beiträge zur Schulgescbicbfe von Schärding. 
(Schluß.) 
Jeder der beiden Schulgehilfen, meist Kant- 
ner (aus Cantor, der Sänger, Vorsänger) ge 
nannt*, erhielten vom Stadtschullehrer freie.: Wohn 
ung (eine Kammer mit den nötigsten Möbeln, 
darunter auch das Bett), ferner das Mittagessen 
und 36 Gulden Konventional-Münze antzjährlicher 
Entlohnung. Erst zirka 1856 wurde bedrückende 
Lage der Schulgehllfen insoferne etwas verbessert, 
als die Stadtgemeiude-Vorstehung ihnen eineWe- 
haltszulage von je 50 Gulden zuerkannte und zu 
gleich bestimmt wurde, der Schullehrer habe seinem 
Gehilfen auch ein Nachtmahl, eine eingekochte 
Suppe, zu verabreichen; dagegen sah es mit dem 
Frühstück noch recht windig aus, da die Gehilfen 
in dieser Beziehung nichts erlangen konnten,^.son 
dern auf das Wohlwollen ihres Oberhauptes oder 
der Frau Schulmeisterin angewiesen waren. 
Im Jahre 1864 wurde die Stadtpfarrschule 
zu einer vierklassigen Hauptschule erhoben und 
damit erhielt jeder der drei Schulgehilfen einen 
Jahresgehalt von 200 Gulden ö. W„ mußte dafür 
aber auf Beistellung von Kost und Wohnung ver 
zichten. 
Es wurde eingangs dieses Berichtes der 
Prammerschen Schulstiftung gedacht und möge 
schließlich noch darüber aus dem Grunde kurz 
berichtet werden, nachdem es eine seltene) Fügung 
des Zufalls ist, daß gerade auf jenem Grund 
stücke, dessen Erträgnis vor mehr als 30lD(Jahren 
der Erziehung und dem Unterrichte gewidmet wor 
den war, vor 20 Jahren das gegenwärtige Schul 
gebäude errichtet wurde. 
Zur Zeit der Reformation im 16. Jahr 
hundert waren es, wie Lamprecht schreibt, haupt 
sächlich die scolares vagantes, wandernde Schul 
gesellen, welche „ungeachtet aller Gegenmaßregeln 
der bayerischen Landesfürsten der Lehre Luthers 
auch in Schärding viele Anhänger gewannen und 
die neue Lehre tropfenweise in die arglosen Herzen 
der Jugend und selbst der Erwachsenen einzu 
träufeln suchten". 
Daß die Reformation auch in Schärding 
Anhänger fand, erhellt schon daraus, als 1587 
ein vom Rate der Stadt bestellter Schulmeister 
aufgeführt wird, der seine Schüler nach Luthers 
Katechismus in der Religion unterrichtete. Um 
diese Zeit bestimmte „Wolf Prammer, ein gut 
lutherischer Bürger, seinen am Seilergraben ge 
legenen Garten, dann all sein über die Legate 
verbleibendes Hab und Gut im Betrage von 
200 Gulden den armen Schülern, so bei dem 
rechten Wort Gottes auferzogen werden". Pram 
mer bestimmte ferner noch, „daß im Falle eine 
Aenderung fürgenommen werden sollte, ein ehr 
samer Rat und die verordneten Verwalter dieser 
*) Der Schreiber dieser Zeilen wurde noch im 
Jahre 1868 als Schulgehilse in einem kleinen Orte des 
Innviertels sehr häufig als „Kantner" von der Bevöl 
kerung angesprochen.
	        
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