Volltext: Der Sammler 6. Jahrg. 1910 (1910)

Uv. 3. — 6. Iahrg. Beilage jnw „KchSvdi«gev Machendlatt". 
Mävr 1910 
Z)«p -8 3 mmI <sV. 
Mitteilungen des Bereines zur Erhaltung des Stadtmuseums und zur Erhaltung des bau 
lichen Charakters der Stadt Schärding. 
Anhalt: Exzellenz Helfert f. - Stadt- ,und Ortsbilder. — Beiträge zur Schulgeschichte Von 
Schärding von Schnldirektor Alois D e u b l e r. — Freundliches Entgegenkommen. — 
Grabungen im Burgstallholze (Burgstall Hundshof), Gemeinde Taufkirchen. 
Exzellenz Freiherr von Reifert f. 
Dr. Josef Alexander Freiherr von Helfert 
ist in Wien am 16. März aus dem Leben ge 
gangen. Exzellenz Helfert war der langjährige 
Präsident der k. k. Zentralkommisston für Erhal 
tung der Kunst- und historischen Denkmale in 
Oesterreich. Ein nieversagendes Wohlwollen in 
allen Fällen der Kunst- und Denkmalpflege war 
Exzellenz Helfert eigen, davon sind die weiten 
Kreise, die durch der k. k. Zentralkommission ihre 
Tätigkeit gefördert sehen, im vollsten Maße über 
zeugt. Auch der Musealverein Schärding hat allen 
Grund dem verstorbenen Präsidenten der k. k. Zen 
tralkommission ein dankbares Andenken zu bewahren. 
5ladt- nnd Ortsbilder. 
Allezeit gab es Leute, die für aus der Ver 
gangenheit Ueberkommenes ein [eigenes Gefühl der 
Anhänglichkeit hatten, gleichgiltig ob es sich um 
Gegenstände, Gebäude oder Naturdenkmale handelte. 
Manches haben diese Leute vor dem Unter 
gang bewahrt, was heute mit Stolz und Freude 
als eine ganz besondere Zier der Familie, des 
Ortes oder der Stadt gezeigt und hochgehalten 
wird. Diese mit dem Sinn für das Schöne aus 
der Vergangenheit behafteten Menschen haben 
schlimme Zeiten durchzumachen gehabt; immer 
weniger wurden sie und fast verzagt, hielten sie 
mit ihrem Bekenntnisse, an dem Alten zu hängen, 
zurück, mußten sie doch befürchten, von den 
moderner denkenden Mitmenschen verspottet zu 
werden. Es ist noch gar nicht solange her, daß 
der allgemeinen Anschauung gehuldigt wurde, was 
alt ist, und die Eigenschaft der Prunkhaftigkeit 
nicht besitzt, sei zu vernichten — und unsinnig 
wurde noch vor zwanzig Jahren in diesem Sinne 
gewütet. 
Ungezählte beachtenswerte Bauten, die der 
Entwicklung der Städte und Ortschaften durchaus 
nicht hinterlich in den Weg standen, und noch mehr 
Einzelngegenstände, die von der Art, der Tüchtig 
keit und der Lebensauffassung unserer Vorfahrer 
beredten Aufschluß geben konnten, wurden aus 
tiefer Unkenntnis deren Wertes zerstört oder 
gingen durch Unachtsamkeit zugrunde. So konnte 
es geschehen, daß noch weit über die Hälfte des 
vergangenen Jahrhunderts hinaus Großteile der 
Bewohner eines Landes in der mehr oder minder 
nennenswerten Unterstützung eines im Werden be 
griffenen Landesmuseums als den höchsten Tribut 
ansahen, der der Vergangenheit gebracht wer 
den kann. Nur wenige kümmerten sich zu jener 
Zeit um die Erhaltung eines schönen Ortsbildes. 
Wie oft kam es vor, daß die Harmonie eines 
Straßenbildes zerrissen wurde, durchaus nicht aus 
Widerwillen gegen das Altenein, nur des 
wegen, weil man es nicht erkannte, was zu dem 
vorhandenen einheitlichen Bilde paßte nnd was 
nicht hineingehörte. Daher begegnen wir leider 
nur zu oft in unseren Städten und Märkten den 
Folgen dieses „Nichtsehens" und müssen mit Be 
dauern wahrnehmen, wie noch Teile von Stadt 
bildern aus der Vergangenheit durch sogenannte 
Neubauten in der Nachbarschaft einfach erschlagen 
werden — Gegenwärtig ist bereits die Zeit ange 
brochen, in der es verstanden wird, daß es einen 
berechtigten Grund hat, wenn über diese ungün 
stigen Einflüsse aus der jüngst vergangenen Zeit 
geklagt wird. Darin liegt eine Sicherheit, daß 
die Zeit dafür nicht mehr ferne ist, daß der Er 
haltung der alten Orts- und Stadtbilder jene Auf 
merksamkeit, man kann sagen, liebevolle Beachtung, 
zuteil werden wird, die sie verdienen. Verdienen, 
nicht nur ihrer Geschichte halber, sondern auch 
deshalb, weil in der Pflege insbesonders alter 
Stadtbilder, ein materieller Wert für die Be 
wohner liegt, welcher Wert sich in dem Maßstabe 
steigert, als die Bewohner bedacht sind, den Cha 
rakter ihres Wohnortes rein zu gestalten. Zu 
diesem Schluffe kommen wir infolge Anregung, 
die in den Mitteilungen der k. k. Zentralkommission 
für Erhaltung der Kunst- und historischen Denk 
male in Oesterreich gegeben ist.
	        
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