Volltext: Band 2 (Band 2 [1885])

TH Geschichte der Stadt Linz. 
welches den Namen seines Kommandanten, Grafen von König l, führte, von der vierten Kom¬ 
pagnie unter dem Hauptmann Prokop Freiherrn G f e l l n e r von S a ch s e n g r ü n beim Landes¬ 
kommandanten Feldmarschall - Lieutenant Grafen Kotulinsky abgeholt und unter Begleitung der 
Bürgergarde-Musik zum Kommandanten des Bataillons gebracht worden war, rückte dasselbe um 
9 Uhr Morgens des 15. unter Voranmarsch der Bürgermufik auf den Exerzierplatz beim Kaplan- 
hose und bildete daselbst ein geschloffenes Quarre, in dessen Mitte der Oberlieuteuant Hueber den 
Diensteid verlas, den die gesammte Mannschaft nachsprechen mußte, worauf der Bataillons-Komman- 
dant Graf Künigl die neuen Wehrmänner in einer begeisternden Ansprache aufmunterte, ihres Eides stets 
eingedenk zu sein, Gut und Blut dem Kaiser und dem Vaterlande zu opfern. Zur Landwehr waren 
nur die vom regulären Militärdienste zeitlich befreiten Militärpflichtigen berufen und nur zur Ver¬ 
theidigung des eigenen Landes bei feindlichen Einfällen verpflichtet. 
Kaiser Napoleons errungenes Nebergewicht in der Waagschale des europäischen Staatensyslems 
bewog endlich den friedliebenden Kaiser Franz. sich mit England. Spanien und Sizilien zum aber¬ 
maligen Kamps gegen den französischen Gewaltherrscher zu verbünde». Während der Rüstungen zu 
diesem neuen Kriege hatte bereits im Februar das Regiment Klebeck von Linz an den Inn ab- 
marschiren müssen, welchem bald darauf auch das Regiment Iordis folgte. Von den ausgestellten 
neuen Armeekorps ward eines unter dem Kommando des Feldmarschall-Lieutenants Baron Hitler in 
unserem Lande zusammengezogen. Im März mußten auch die Landwehr-Bataillone zur Verstär¬ 
kung der Armee ins Feld rücken. Der Erzherzog Karl, Feldmarschall und Generalissimus, erhielt 
den Oberbefehl über sämmtliche österreichische Streitkräfte. 
Am 24. März traf der Erzherzog Ludwig, jüngerer Bruder des Kaisers hier ein, stieg 
im gräflich Weißenwolff'schen Palais am Hauptplatze, yb, wo eine Kompagnie des mittlerweile hier 
eingerückten ungar. Infanterie-Regimentes von Sztaray als Ehrenwache aufgestellt war, und empfing am 
folgenden Morgen die Aufwartungen ches Regierungspräsidenten, der anwesenden Generäle und 
anderer Autoritäten der Stadt. 
Am 29. März erließ der Stadtmagistrat die Kundmachung: daß der. Ostermarkt zwar, wie 
gewöhnlich, zur bestimmten Zeit stattfinde, daß jedoch wegen der vielen Trnppendurchmärsche. weder 
in der Stadt »och an der Donanlände, sondern nur am oberen Graben außerhalb des Landhauses 
Markthütten ausgestellt werden dürfen. 
Um diese Zeit zogen drei Armeekorps von Böhmen heraus größtentbeils durch unsere Stadt 
gegen Baiern hin, wovon namentlich am 31. März und 2. April zwei Abtheilungen, am 3. April 
das Reservekorps von 12 Grenadier > Bataillonen, 4 Kürassier- und einem Chevcauxleger-Regimente 
unter dem Kommando des Feldmarschall-Lieutenants Fürsten Johann von L ich tenstet n. Am 
Morgen des 7. passirte der Generalissimus Erzherzog Karl auf seiner Reise zur Armee nach Baiern 
Äleinmünchen; am 9. folgte demselben Kaiser Franz selbst nach Schärding, wo er die Kriegserklä¬ 
rung gegen Napoleon verkünden ließ, nachdem er bei seiner Abreise von Wien einen Aufruf an 
seine Völker zur Unterstützung des heiligen Krieges hatte ergehen lassen. Ein Armeebefehl des Erz- 
Herzogs Karl vom 6. d. M. erinnerte die Truppen an ihre früheren Siege und munterte sie zu 
neuen Heldenthaten aus; Oesterreichs Dichter (Colli,i, Castelli u. a.) suchten durch Helden- und 
Wehrmannsgesänge die allgemeine Begeisterung für die gute Sache zu erwecke,!, sowie Erzherzog 
Karl auch einen Ausruf an die gesammte deutsche Nation gerichtet hatte, daß er nur für die Er¬ 
haltung Oesterreichs, für die Befreiung Deutschlands kämpfe! — Alles harrte nun zwischen Hoffnung 
und Furcht den kommenden Ereignissen entgegen. 
Die österreichische Armee war über die Isar in Baiern vorgedrungen, — da kam ihr der 
Schlachtheld Napoleon mit seinem sieggewohnten Heere entgegen und zwang sie durch wiederholte 
Schläge zum eilige» Rückzug. — Kaiser Franz, den Erfolg seiner Armee in Schärding erwartend, 
war am 25. April von dort wieder zurückgereist. 
Der Feldmarschall-Lieutenant Baron Hitler erhielt nun den Auftrag, sein zerstreutes Korps 
in und um Linz zu sammeln und sich daselbst festzusetzen, bis der Erzherzog Karl von Böhmen her 
sich mit seinen Truppen vereinigen würde. In Folge dessen wurde der Wald ans dem Galgenberge 
oberhalb des Zägermayr zum großen Theile umgehauen, durch das Zauberthal bis nach St. Mar¬ 
garethen hinab Verhaue gemacht und andererseits bis zur Leondiugerstraße hinüber unterhalb des 
Freinberges ein Wall mit einem Graben hergestellt, der auf niedreren Punkten mit Schanzen be¬ 
setzt war; ebenso sollte auch vom Donauufer unterhalb der k. k. Fabrik über den Kaplanhof und 
die eiserne Hand herauf ein ähnlicher Wall und Graben gezogen werden und sich bis zum Freia- 
berge dem ersteren anschließen, so daß die Stadt mit einein befestigten Halbkreis umschlossen wurde,
	        
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