Volltext: Band 2 (Band 2 [1885])

lo Geschichte der Stadt Linz. 
Am 4, Mai rückte ein Korps von 10000 Würtemberger», als Verbündete der Franzosen 
unter dem Kommando des franz. Generals Sand ant me Linz ein, denen noch 4000 Mann 
von der Division des Generals Bandet folgten. 
Im Urfahr lag eine kleine österreichische Besatzung, welche sich an diesem Tage nach Katzbach 
zurückzog, wogegen am nämlichen Abende noch 1500 Mann böhmischer Landwehre unter dem Gene¬ 
ral Richter einmarschirteu, welche eine feindliche Landung verhindern sollten. Der dort an¬ 
wesende Kreishanptmann des Mühlkreises, Herr Joses von Sonnenstein, wurde von dem zu 
Linz kommandirenden franz. General aufgefordert, die dort befindlichen Schiffe auszuliefern und 
Drüber zu stellen, widrigenfalls der ganze Ort bombardirt und zerstört werden würde; der Kreis- 
hanptmanu aber gab, wahrscheinlich auf höhere Weisung, in seinem und der Bürgerschaft des Ortes 
Namen, folgende Antwort ant 3. Mai: 
„»Wir würden die Unterthanspflicht schwer verletzen, wenn wir die Schiffe an das jenseitige 
Ufer führten, um feindliche Truppen herüber aus ein Gebiet zu bringen, welches von den Truppen 
St. Majestät unseres Laiidessürsten besetzt ist, die dasselbe zu vertheidigen wissen werden. Ohne 
Genehmigung des Kommandanten dieses Korps, der sich zwar nicht hier im Orte, wohl aber in der 
Nähe befindet, dürfen und können wir nichts unternehmen und er würde ebenso, wie Se. Majestät 
selbst, etn freies Benehmen unserer Seiis verdienter Matzen strenge ahnden und bestrafen. Will der 
sich tu der Stadt Linz befindliche Truppenkommandant diesen unseren Markt, in welchem sich so 
viele arme Familien befinden, beschietzm und anzünden, so wollen wir ein Opfer dieser Strenge 
gegen schuldlose Bewohner fern; auf keinen Fall jedoch können wir das Geforderte als treue Unter¬ 
thanen unseres Monarchen leisten. Uebrigens sind ja die Schiffe ohnedies? bis aus die kleinen Waid- 
zillen, nicht wasserhaltig. Die wenigen Minuten, die man uns zur Beantwortung einräumt, ge¬ 
statten uns nicht, ein Mehreres vorzubringen. 
Auch ließ der Kreishauptmann die fraglichen Schiffe, anbohren und versenken, wozu besonders 
die dortigen Bürger, namentlich Nikol. Dunkl hülfreiche Hand geleistet hatten. Der Feind aber 
erfüllte seine Drohung und begann am folgenden Morgen 5 Uhr von der Donaulände und vom 
Schloßberge ans, Urfahr zu beschießen, wodurch in kurzer Zeit 31 Häuser, meist aber die nächst der 
Brücke stehenden, in Flammen ausgingen, auch übersetzten die würtembergischeu Jäger, von St. 
Margarethen aus, die Donau, überrumpelten die in Urfahr pvstirte Landwehre, nahmen einen großen 
Theil derselben sammt dem General Richter gefangen, jagten die übrigen in die Flucht und plün¬ 
derten den Ort und die Umgegend. 
Es gab dazumal, selbst unter unseren Landsleuten, viel Uebelgefinnte, welche von den Fran¬ 
zosen verlockt und gewonnen, in allerlei Flugschriften und böswilligen Gerüchten die österreichische 
Regierung und den Kaiser verhaßt zu machen gesucht hatten. 
Unter anderen wurde auch in einer Broschüre: „Vertraute Briefe über Oesterreich in Bezug 
auf die neuesten Kriegsereignisse" behauptet, daß es den Bewohnern der Urfahr bei Todesstrafe ver¬ 
boten gewesen sei, irgend einen Versuch zur Ergebung an die Franzosen zu wagen, und zwar nur 
in der Absicht, um den Rückzug zweier Kompagnien Soldaten zu sichern; u. dgl. 
General Bandamme erließ zu Linz den Befehl, daß alle Deserteure und Gefangene der Fran¬ 
zosen und ihrer Alliirten zusammengezogen und nach Linz, Wels, Braunan und Passau gebracht 
werden sollen, sie mögen gesund, krank oder verwundet sein; alle Flüchtlinge sollen allsogleich in 
ihre verlassenen Wohnungen zurückkehren; alle Waffen, Munition, Magazinsgeräthschaften, Pferde und 
Wägen, welche die Oesterreicher zurückgelassen haben, müssen unverzüglich ausgeliefert werden; jede 
mittelbare oder unmittelbare Korrespondenz mit dem österreichischen Hose, ist bei Todesstrafe 
verboten. 
Es wurden für die würtembergischeu Truppen 3000 Paar Schuhe, 2000 Paar Stiesel, 
1200 Ellen graues, 900 Ellen blaues, ebensoviel grünes Tuch und 2400 Ellen Leinwand regm- 
ritt; — das ständische Schuhmagazin, dessen Vorräthe für die Landwehre bestimmt waren, mußte 
dem Feinde preisgegeben werden. 
Mittlerweile hatten die französischen Generale Lazousky und To ussart im Aufträge 
Napoleons die Donanbrücke wiederhergestellt und neben derselben noch eine Schiffbrücke angelegt, zu 
deren Befestigung nicht genug Seile vorbanden waren, weßhalb solche von den Glocken in den Kirch-' 
thürmen weggenommen wurden, in Folge dessen sechs Wochen lang kein Glockengeläute mehr 
gehört wurde in der Stadt. 
Am Abende des 5. Mai kam noch der franz. Marschall Da von st mit Truppen an, denen 
Tag§ daraus noch mehrere folgten, welche sich sämmtlich außerhalb des Preschlhoses an der Land-
	        
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